Der nicht begangene Regelverstoß (2)

Ich muss zu meinem letzten Beitrag ein paar Punkte ergänzen, ich habe es mir an zwei Stellen etwas einfach gemacht.

Wird ein Regelverstoß begangen, nachdem das Spiel bereits entschieden ist, spielt der Regelverstoß keine Rolle. Ein einmal gewonnenes Spiel kann auch durch einen Regelverstoß nicht mehr verloren werden.

Außerdem gibt es eine Situation, in der ein Spiel doch in der Stufe „Schneider“ abgerechnet wird, wenn die Gegenspieler einen Regelverstoß begehen. Nämlich genau dann, wenn der Alleinspieler auf Grund der Reizhöhe die Gegenspieler Schneider spielen muss. Aber auch hier gilt: Wenn die Gegenspieler bereits aus dem Schneider waren, verliert der Alleinspieler auch nach einem Regelverstoß der Gegenspieler.

Der nicht begangene Regelverstoß

Eine häufig gestellte Frage. Ein Gegenspieler begeht einen Regelverstoß, z.B. indem er die ausgespielte Farbe nicht bekennt. Der Alleinspieler kann jetzt das Spiel zu seinen Gunsten beenden. Das Spiel wird dann in der Stufe einfach, also nicht Schneider oder Schwarz, beendet.

Angenommen, die Gegenspieler sind zum Zeitpunkt des Regelverstoßes noch nicht aus dem Schneider und der Alleinspieler sieht gute Chancen, dass er die Gegenspieler Schneider spielen kann. Er kann dann darauf bestehen, dass der Regelverstoß korrigiert und weitergespielt wird.

Und jetzt kommt die häufig gestellte Frage: Muss der Alleinspieler die Gegenspieler dann Schneider spielen?

Nein, muss er nicht. Der Regelverstoß wird einfach korrigiert und es wird weitergespielt, als wäre er nicht begangen worden. Ob die Gegenspieler Schneider werden oder nicht spielt keine Rolle. Aber: Der Alleinspieler kann sein Spiel auch verlieren!

ISkO 4.1.6: Die schuldige Partei ist zum Weiterspiel verpflichtet, wenn es die andere Partei verlangt. Dann zählt der Regelverstoß als nicht begangen.

Im Zweifel sollte man dem geschenkten Gaul also nicht ins Maul schauen sondern den Regelverstoß der Gegenspieler dankend annehmen und das Spiel beenden.

Das Blatt des Anderen

Ich habe neulich mal wieder Doppelkopf gespielt. Beim Doppelkopf muss man innerhalb einer Serie (24 Spiele) ein Solo spielen. Schafft man das nicht, muss man ein „Pflichtsolo“ spielen, man wird also zum Solo gezwungen.

Ich lag in der Serie abgeschlagen auf dem letzten Platz, dann kam mein Pflichtsolo. Normalerweise ein Schlachtfest für die Gegenspieler. Ich hatte aber das Glück, ein echt gutes Blatt auf die Hand zu bekommen. Ich spielte einen „Fleischlosen“ (da gibt es gar kein Trumpf). Ich konnte das Spiel allenfalls theoretisch verlieren.

Beim Doppelkopf muss man eine Ansage machen, bevor man seine zweite Karte spielt. Obwohl ich das Spiel nicht verlieren konnte, habe ich meine Klappe gehalten. Prompt kam von einem der Gegenspieler das bei Pflichtsoli fast schon obligatorische „Kontra“. Ich habe im nächsten Stich dann „Re“ gesagt, denn durch das „Kontra“ der Gegenspieler hatte ich einen Stich mehr Zeit bekommen für meine Ansage. Am Ende habe ich erwartungsgemäß mein Spiel deutlich gewonnen. Durch die doppelte Ansage kam ich dann vom letzten auf den ersten Platz.

Der Spieler, der Kontra gesagt hatte, war ziemlich sauer. Auf mich. Denn wenn mein Spiel so unverlierbar wäre, hätte ich ja gleich Re ansagen können.

Aber ich habe ihn ja nicht zu seinem Kontra gezwungen. Er hat nur deswegen Kontra gesagt, weil er der Meinung war, dass man soetwas bei einem Pflichtsolo nunmal tut. Es steht aber nirgendwo geschrieben, dass man sein Pflichtsolo unbedingt verlieren muss. Und erst recht steht nirgendwo geschrieben, dass man mit einem unverlierbaren Pflichtsolo auf jeden Fall Re ansagen muss, um die Gegenspieler von einer falschen Kontra-Ansage abzuhalten. Hätte er kein Kontra gegeben hätte ich mein Spiel mit einem einzigen Pünktchen gewonnen und wäre weiterhin Letzter geblieben. Nur sein Kontra hat es überhaupt möglich gemacht, dass ich mein Spiel so teuer gewinne.

Das erinnert mich an meine Jugend (lang, lang ist’s her). Da haben wir in der Schule viel Skat gespielt, jede noch so kurze Pause wurde dafür genutzt. Natürlich mit Kontra, Re, Bock und Ramsch.

Bei einem Spiel hatte ich 7 Trumpf und eine gute Beikarte. Ein unverlierbares Spiel. Plötzlich brüllte Hinterhand „Kontra“. Ich war so erstaunt, dass ich erstmal mein Blatt studieren musste, ob es nicht doch irgendeine Möglichkeit zum Spielverlust gab. Als ich keine fand sagte ich „Re“.

Es stellte sich heraus, dass der Spieler deswegen Kontra gab, weil er keinen einzigen Trumpf hatte. Sein Schluss war der, dass dann ja sein Partner einen ganzen Baum voll Trumpf haben muss.

Aus beiden Ereignissen kann man den gleichen Schluss ziehen: Man sollte nur mit seinem eigenen Blatt spielen und nicht mit dem Blatt anderer Spieler.

Fadenscheiniges Recht

Die Internationale Skatordnung ist das verbindliche Regelwerk für alle Skatspieler. Und es ist wichtig, dass sich alle Spieler daran halten. Und wenn man einmal gegen eine Regel verstößt, dann steht in der Skatordnung auch, was dann passiert.

Bei vielen Verstößen wird das Spiel zu Gunsten der Gegenpartei beendet, z.B. dann, wenn falsch bedient wird oder ein Spieler falsch ausspielt.

Es gibt aber durchaus Verstöße gegen die Skatordnung, die allein deswegen entstehen, weil sie von einem Gegenspieler provoziert werden. Und für diese Fälle gibt es die wichtigste Regel in der Skatordnung. Spieler haben kein fadenscheiniges Recht zu suchen.

Die Entscheidungssammlung des Internationalen Skatgerichts ist voll mit solchen Fällen. Und ich habe diese Fälle immer mit Begeisterung gelesen, war aber zum Glück noch nie in einer solchen Situation.

Bis vor Kurzem. Da hatte ich einen Spieler am Tisch, der es sich offensichtlich zum Spaß gemacht hat, seine Mitspieler zu Verstößen zu provozieren. Es fing damit an, dass er den Alleinspieler zum Ausspiel aufforderte obwohl dieser gar nicht in Vorhand war. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich das noch für ein Versehen, immerhin waren wir ein Dreiertisch, da kommt man schonmal durcheinander. Da der Alleinspieler sich sicher war, nicht in Vorhand zu sein, hat er das „Versehen“ bemerkt.

Später wurde ich zum Alleinspieler. Und da wurde mir klar, dass die Aufforderung zum Ausspiel kein Versehen war. Ich sagte ein Null Ouvert-Spiel an. Noch bevor ich meine Karten hinlegen konnte, spielte der Spieler aus. Ich machte mir nichts daraus und legte meine Karten auf. Der Spieler stellte nun fest, dass ich gegen ISkO 2.2.5 verstoßen habe und verlangte, dass mir das Spiel als verloren abgeschrieben wird.

Bei offenen Spielen hat der Alleinspieler noch vor dem ersten Ausspielen (Anspielen) seine zehn Handkarten aufzulegen. Geschieht das nicht, hat ihn die Gegenpartei dazu aufzufordern. Die Karten müssen deutlich sichtbar, nach Farben gruppiert und in Folge geordnet sein. Ist das nicht der Fall, darf die Gegenpartei die Kartenanordnung korrigieren.

Die Sache hat nur einen Haken. ISkO 2.2.5 ist eine der Regeln, die überhaupt nicht vorsieht, dass man bei einem Verstoß dagegen sein Spiel sofort verliert. Zeige ich bei einem offenen Spiel meine Karten nicht, müssen mich die Gegenspieler zum Zeigen der Karten auffordern.

Nebenbei war das vorschnelle Ausspielen der Karte natürlich nichts anderes als eine ganz linke Nummer. Hätte dieser Skat-Großmeister tatsächlich darauf bestanden, dass ich mein Spiel verlieren müsste, hätte ein Schiedsrichter den Spieler vermutlich verwarnt.

Der Spieler startete noch ein paar vergebliche Versuche, durch fadenscheiniges Recht das Ergebnis zu beeinflussen, alle ohne Erfolg. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals mit einem solchen Spieler gespielt zu haben. Und ich kann auch in Zukunft gerne drauf verzichten. Das war das erste Mal, dass ich mir eine Ignore-Liste für Offline-Skat-Veranstaltungen gewünscht habe…

Die Seele des Spiels

Es gibt im Skat ja ziemlich viele (Achtung: Wortspiel) Bauernregeln. Eine davon habe ich ja bereits einmal zerlegt. Es gibt aber auch eine, die durchaus sinnvoll ist.

Trumpf ist die Seele des Spiels

Gemäß dieser Regel soll der Alleinspieler möglichst Trumpf spielen, um diese bei seinen Gegenspielern zu klären.

Gerade Skatanfänger neigen dazu, zunächst ihre eigenen Stiche zu sichern und daher erstmal die Asse der Fehlfarben zu spielen. Allerdings riskiert man dabei, dass  die Gegenspieler eines dieser Asse abstechen können. Zudem nimmt man sich die Möglichkeit, wieder billig (das heißt ohne einen eigenen Trumpf zu spielen) an den Stich zu kommen.

Es gibt Situationen, in denen man in Versuchung ist, von dieser Regel abzuweichen. Wenn man z.B. selbst wenig Trumpf hat, möchte man ein blankes Ass vorspielen, damit man die Möglichkeit erhält, die 10 dieser Farbe zu stechen. Aber auch in dieser Situation solle man erwägen, zunächst über Trumpf zu gehen. Spiele ich meine Fehlfarben, dann mache ich meine Gegenspieler sofort darauf aufmerksam, dass ich nicht trumpfstark bin. Sie werden ihre Spielweise schnell darauf einstellen. Zudem grenzt es schon an Leichtsinn, wenn man die 10 einer Farbe nachspielt, in der mir der Alleinspieler im ersten Stich das Ass vorgespielt hat.

Die Regel ist also durchaus sinnvoll. Aber auch hier gibt es – wie immer – Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Angenommen, ich spiele Pik mit diesem Blatt:

Herz BubeKaro BubePik KönigPik DamePik 7
Kreuz AssHerz AssHerz 8Herz 7Karo Ass

Ich sitze in Mittelhand und Vorhand spiel die Herz Dame aus. Ich gehe mit dem Ass an den Stich, Hinterhand legt die Herz 9.

Jetzt kann ich mich dazu entscheiden, zunächst die beiden Fehl-Asse zu spielen. Denn sonst kann Folgendes passieren:

Ich spiele Trumpf und Hinterhand kommt an den Stich. Dieser hatte die Herz Dame zu Dritt angespielt und spielt jetzt Herz 10 und König nach, ich muss zwei Mal bekennen. Hinterhand kann darauf zwei Mal schmieren. Und vielleicht kann er sich sogar von einer Farbe ganz freiwerfen. Vorhand spielt dann diese Farbe aus, ich steige mit dem Ass und Hinterhand kann stechen.

„Trumpf ist die Seele des Spiels“ ist aber durchaus eine Regel, die man sich merken kann.

Der entgangene Spielspaß

Ein Spieler hat sich einmal sehr über Skat-Online geärgert. Er fand es unerträglich, dass ein Spieler sein Spiel gewonnen hat, obwohl er seine Karten gezeigt und danach noch einen Stich abgegeben hat.

Ich habe die Gründe, warum Skat-Online dies erlaubt und warum das meiner Meinung nach kein Verstoß gegen die Internationale Skatordnung ist, ja bereits ausführlich erläutert.

Als ich neulich zufällig über die E-Mail dieses Spielers gestoßen bin (sie ist schon etwas älter), habe ich mir einmal Gedanken darüber gemacht, wie oft sich diese Situation, dass ein Alleinspieler ohne Erklärung seine Karten gezeigt und danach noch einen Stich abgegeben hat, in meinem  („Offline-„)Skatleben bereits ereignet hat.

Ich kam auf zwei Mal. Das eine Mal hat der Alleinspieler wirklich geschlafen und einen Trumpf vergessen. Hätte er seine Karten nicht gezeigt (oder eine zutreffende Erklärung abgegeben), hätte er sein Spiel gewonnen.

Auch bei dem zweiten Mal verlor der Alleinspieler wegen eines Trumpfstichs, den die Gegenspieler noch gemacht haben. In diesem Fall hätte der Alleinspieler aber auch ohne das Zeigen der Karten verloren, wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 58 Augen. Er wusste das und hat deshalb mit der Aussage „Der Rest ist mir“ die Karten gezeigt. Er hat vielleicht darauf spekuliert, dass die Gegenspieler ihm glauben und die Karten zusammenwerfen…

Selbst wenn ich den ein oder anderen Vorfall vergessen habe, kann ich doch mit Bestimmtheit sagen, dass dies – zumindest bei mir – sehr, sehr selten vorkam. Mich würde sehr interessieren, wie andere Spieler das sehen. Wenn ich der E-Mail des genannten Spielers glauben darf, dann passiert ihm das mehrmals täglich und ist – ich zitiere wörtlich – ein wesentlicher Reiz des Skatspiels.Ich kann das beim besten Willen nicht bestätigen.

Die gezeigte Karte

Der Alleinspieler hat es ja beim Skat schon schwer genug. Er muss sich gegen zwei Spieler behaupten und diese benötigen zum Sieg auch noch ein Auge weniger.

Auch bei Regelverstößen werden dem Alleinspieler mehr Rechte zuerkannt als den Gegenspielern. Wirft der Alleinspieler versehentlich eine seiner Karten auf und zeigt sie seinen Mitspielern, dann bleibt das folgenlos. Passiert das einem Gegenspieler, ist das Spiel sofort zu Gunsten des Alleinspielers beendet.

Ist ja auch logisch: Die aufgedeckte Karte des Alleinspielers nutzt nur den Gegenspielern. Warum sollte man den Alleinspieler also noch zusätzlich bestrafen. Die aufgedeckte Karte des Gegenspielers sieht auch der andere Gegenspieler, somit kennt er schonmal eine Karte seines Spielpartners. Ein klarer Vorteil für die Gegenspieler, der nur dadurch kompensiert werden kann, dass das Spiel an dieser Stelle abgebrochen wird.

Mir wurde jetzt die Frage gestellt, warum dem Alleinspieler mit dem selben Argument nicht noch viel mehr Rechte zugesprochen werden. Angenommen, der Alleinspieler spielt zum ersten Stich auf, obwohl er nicht in Vorhand ist. Gemäß Skatordnung (ISkO 4.1.3) verliert er sein Spiel damit sofort. Wo ist der Unterschied zur versehentlich heruntergefallenen Karte, die der Alleinspieler einfach wieder zurücknehmen kann?

Der Unterschied ist ganz einfach. Wer ausspielt ist in der Skatordnung geregelt. Im ersten Stich ist das der Spieler links vom Kartengeber. In den anderen Stichen spielt der Spieler auf, der den vorherigen Stich gewonnen hat. Gegen diese Regel hat der Alleinspieler mit dem falschen Ausspiel verstoßen. Durch diesen Verstoß verschafft sich der Alleinspieler zudem einen Vorteil. Diesen Vorteil hat er bei der versehentlich gezeigten Karte nicht.

Würde man es dem Alleinspieler erlauben, ein falsches Ausspiel einfach zurückzunehmen, dann könnte er dies mit Absicht jederzeit wiederholen. Bemerkt es niemand, dann hat er einen Vorteil. Fällt es auf, dann passiert ja weiter nichts.

 

Die Mauer-Fata Morgana

Ein Spieler hatte ein Sponti nach dem fünften Spiel abgebrochen und eine Beschwerde eingereicht. Ein Spieler hätte gemauert und er hatte deswegen sein Spiel verloren. Es wäre ihm daher nicht zuzumuten, die Serie fortzusetzen.

Der Spieler hatte das vierte Spiel verloren, er war gegen fünf Trumpf gelaufen, darunter die ersten drei Buben. Der „Maurer“ saß in Mittelhand und hatte folgendes Blatt:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKreuz DameKreuz 9
Pik 9Pik 8Herz KönigHerz 9Karo König

Ich denke, selbst wenn man nicht die hohen Maßstäbe des Internationalen Skatgerichts an das Mauern zu Grunde legt, dürfte klar sein, dass Mittlehand hier keineswegs gemauert hatte. Mittelhand hatte mit diesem Blatt sogar noch 18 gesagt und erst gepasst, nachdem Vorhand diese gehalten hatte.

Wie wenig Mittelhand tatsächlich gemauert hatte, wird klar, wenn man sich anschaut, welches mögliche Spiel Mittelhand auf der Hand hat. Denn tatsächlich gibt es keine einzige Findung, die das Spiel 100%ig unverlierbar macht.

Schauen wir uns die möglichen Findungen einmal an und kategorisieren wir sie in sehr gute, gute und schlechte Findungen.

Die sehr guten Findungen:

Es gibt einige wenige Findungen, die das Spiel zu einem annähernd unverlierbaren Spiel machen. Dies erfordert aber, dass der Karo Bube im Skat liegt. Da der Spieler in Mittelhand ist, müsste zudem neben dem Karo Buben noch ein Ass im Skat liegen, sonst ist noch ein Trumpfstich möglich. Das Karo Ass nutzt hierbei nichts, denn der Spieler braucht sieben Trümpfe, um eine realistische Gewinnchance zu haben.

Es gibt damit drei mögliche Skatfindungen, die das Spiel annähernd unverlierbar machen (Karo Bube plus Kreuz, Pik oder Herz Ass).

Jede andere Karte zum Karo Buben außer Karo macht das Spiel aber ebenfalls sehr gut. Es gibt dann ein geringes Risiko, dass der Spieler einen Trumpfstich abgibt. Damit kommen 12 weitere sehr gute Findungen dazu.

Ebenfalls sehr gut wäre Ass und 10 in einer Farbe außer Karo. Dann käme sogar ein Grandspiel in Frage bzw. wäre sogar zu empfehlen, da man hier das Risiko minimiert, noch einen Trumpfstich abzugeben. In Kreuz oder Pik besteht dann aber das Risiko eines Königs zu dritt. Dennoch kommen drei weitere Kombinationen zu den „sehr guten“ Findungen dazu.

Zuletzt kann man noch die Findung von zwei Assen außer dem Karo Ass zu den „sehr guten“ Findungen zählen. Sechs Trumpf, ein Ass zu dritt und eine Lusche in der zweiten Fehlfarbe sind nicht allzu übel. Weitere drei sehr gute mögliche Findungen.

Jetzt zu den „guten Findungen“.

Diese sind sehr überschaubar. Der Spieler benötigt sieben Trumpf. Wenn vier Trumpf auf einer Hand sind, ist das Spiel kaum zu gewinnen. Liegen die Trumpf 3:1 oder 2:2, ist das Spiel zwar immernoch verlierbar, das ist aber unwahrscheinlich.

Um sieben Trumpf zu bekommen, müssen je zwei Karten in den Farben Kreuz, Pik oder Herz liegen. Das sind – die „sehr guten“ Findungen abgezogen – 27 gute Findungen.

Mit etwas gutem Willen kann man auch Karo Ass und 10 zu den guten Findungen zählen. Man kann dann eine der anderen Farben zum Trumpf machen und hat noch zwei Luschen in den Fehlfarben. Sind die Trümpfe einigermaßen gut verteilt, ist das Spiel gut gewinnbar.

Alle anderen Findungen darf man getrost zu den schlechten Findungen zählen. Ein Spiel ist dann kaum gewinnbar, egal, wie die Karten verteilt sind.

Zusammengefasst haben wir 21 sehr gute und 28 gute Findungen. Das hört sich zunächst einmal sehr viel an. Bedenkt man aber, dass es ingsesamt 231 mögliche Findungen gibt, sind gerade einmal 21% der Findungen gut oder sehr gut. Das bedeutet, dass man vier von fünf Spielen so schlecht finden wird, dass das Spiel kaum gewinnbar ist. Und man sollte nicht vergessen, dass selbst bei den guten und sehr guten Findungen das Spiel durchaus verlierbar ist.

Natürlich hat man während des Spielens – gerade online – nicht die Zeit, sich die Wahrscheinlichkeiten auszurechnen. Es zeigt aber, dass die Entscheidung von Mittelhand, das Spiel nicht anzureizen, vollkommen richtig und der Vorwurf des Mauerns unbegründet war.

Meine Einteilung in gute, sehr gute und schlechte Findungen sind natürlich rein subjektiv. Je nach Risikobereitschaft und Tagesform wird der ein oder andere Spieler das sicherlich anders sehen. Ich halte mich aber für einen ziemlich offensiven Spieler und ich hätte genau wie der Spieler in diesem Fall gehandelt. Mich interessiert sehr, wie Ihr das seht und hoffe auf Eure Einschätzung in den Kommentaren.

 Update 7.10.: Der Spieler hat seinen Vorwurf des Mauerns inzwischen zurückgenommen und sich ausdrücklich bei beiden Mitspielern entschuldigt.

Da hast Du Dich geschnitten

Die 10 hat ja bereits in einigen Beiträgen eine wichtige Rolle gespielt.

Nicht selten ist es für den Alleinspieler spielentscheidend, ob es ihm gelingt, den Mitspielern eine 10 „herauszuschneiden“. Bekommt er die 10, gewinnt er, machen die Gegenspieler einen Stich mit der 10, gewinnen sie.

Ich möchte daher ein paar Tipps für das richtige Gegenspiel geben.

Sitzt der Alleinspieler in Hinterhand, ist das Aufspiel entscheidend. Spiele ich eine Farbe an, in der ich selbst die 10 nicht habe (z.B. 7, 8, Dame), dann besteht die Gefahr, dass ich meinem Partner die 10 blank spiele. Also sollte ich von dieser Farbe besser die Finger lassen, es sei denn, es gibt gute Gründe, diese Farbe auszuspielen (z.B. weil mein Partner diese Farbe gereizt hat).

Es ist daher oftmals besser, eine Farbe auszuspielen, bei der ich selbst die 10 habe (z.B. 7, 8, 10). Ich selbst stelle mir die 10 nicht blank und meinem Partner auch nicht.

Bin ich gezwungen, eine Farbe auszuspielen, bei der ich meinem Partner eine 10 blank stellen kann, dann sollte ich die Farbe wählen, in der ich den König habe. Ich sollte diesen dann auch ausspielen. Denn damit der Alleinspieler schneiden kann, muss er diesen Stich den Gegenspielern überlassen. Und vielleicht ist es ihm ja wichtiger, an den Stich zu kommen oder er hat Sorge, dass sein Ass in der Farbe herausgestochen wird.

Angenommen, ich habe die Wahl zwischen zwei Farben. In einer Farbe habe ich 10 und 7 und in der anderen zwischen 8 und 9. Ist es hier besser, von der eigenen 10 wegzuspielen (obwohl sie dann definitiv blank gespielt ist) oder ist die andere Farbe besser? Meiner Meinung nach ist es dann besser von der Farbe mit der 8 und 9 zu spielen, denn hier habe ich wenigstens die Chance, dass ich meinem Partner die 10 nicht blank stelle. Ich weiß aber, dass einige Skatspieler das definitiv anders sehen und in diesem Fall eher zur 7 greifen.

Wenn ich in Mittelhand bin und mein Partner spielt eine Farbe aus, in der ich die 10 einfach besetzt habe, muss ich mich entscheiden, ob ich die 10 oder die andere Karte zugebe. Wenn mein Partner den König in der Farbe ausspielt, kann ich getrost die andere Karte zugeben (siehe oben). Spielt er aber eine niedrigere Karte aus, dann muss ich in der Regel immer die 10 zugeben. Insbesondere dann, wenn meine andere Karte niedriger ist als die, die mein Partner ausgespielt hat.

Der Hintergrund ist der: Sitzt das Ass beim Alleinspieler, dann hat er vermutlich auch noch den König in der Farbe (sonst hätte mein Partner ihn ja ausgespielt). Er kann mir also die 10 schneiden. Dann kann ich sie aber auch gleich zugeben.

Es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeit, warum mein Partner diese Farbe ausspielt. Er hat diese Farbe sehr lang, inklusive dem Ass. Er möchte aber das Ass nicht opfern und spielt daher unter dem Ass aus. Wenn ich jetzt auf seine ausgespielte 8 die 7 lege, dann biete ich dem Alleinspieler eine ideale Möglichkeit, eine Karte abzuwerfen. Er würde dadurch nichteinmal die gute Hinterhandposition verlieren. Lege ich dagegen die 10, ist der Alleinspieler eher gezwungen, zu stechen. Und wenn er nicht sticht, ist er immerhin in Mittelhand.

Das zuvor genannte sind natürlich nur Tipps. Es gibt genügend Fälle, bei denen das genaue Gegenteil der richtige Zug ist. Ich hatte ja bereits an anderer Stelle geschrieben, dass Skat viel zu komplex ist, als dass man es in ein paar einfache Regeln gießen könnte.

Jedes Auge zählt…?

Ich bin neulich nach einem Spiel von meinem Mitspieler lautstark kritisiert worden. Ich hätte einen sicheren Stich hergeschenkt.

Das stimmte sogar. Ich hatte in einer Farbe den König zu dritt, der Alleinspieler hatte in dieser Farbe Ass, 10 und Lusche. Als der Alleinspieler seine Trümpfe herunterspielte, habe ich mich irgendwann von diesem König zu dritt getrennt und damit einen sicheren Stich verschenkt.

Aber eigentlich habe ich mir dabei sogar etwas gedacht. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nämlich folgende Informationen:

  • Wir hatten 41 Augen erreicht und
  • wir machen nur noch einen einzigen Stich.

Als der Alleinspieler anfing, seine Trümpfe herunterzuspielen, konnte ich mich also getrost von dem König zu dritt trennen. Denn wenn der Alleinspieler wirklich Ass, 10 und eine weitere Karte hat, dann können wir in diesem Stich maximal 18 Augen erzielen (Dame vom Alleinspieler, König von mir, Ass von meinem Partner). Das reicht aber zum Sieg nicht aus. Also hebe ich stattdessen eine 10 oder ein Ass auf in der Hoffnung, dass wir noch einen Stich mit zwei Vollen machen.

Warum mein Partner so erpicht auf einen Stich war, der uns überhaupt nichts genutzt hätte, weiß ich nicht. Soweit ich weiß gibt es beim Skat noch keinen Preis für „maximale-Punkte-Ausbeute“. Aber Haltungsnoten für Skat hatte ja auch ich schonmal an anderer Stelle gefordert.