Die blanke 8 – Null oder Null Ouvert?

Dies ist ein Gastbeitrag ist von Richard Holzer.

Wann sollte man mit einer blanken 8 als einzige schwache Karte Null Ouvert spielen und wann einen geschlossenen Null?

In Vorhand ist die Antwort sehr einfach: Man kann die blanke 8 im ersten Stich ausspielen und dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen, daher ist Null Ouvert hier immer besser als Null.

Für die Mittelhandposition führen wir nun eine mathematische Analyse für zwei Beispielblätter durch. Diese Analyse ist ein Auszug aus dem noch unveröffentlichten Buch „Mathematische Analyse von Skat“, das ich zur Zeit erstelle. Bis zur Veröffentlichung wird es noch eine Weile dauern, ich werde kurz vor der Veröffentlichung des Buchs in diesem Blog noch einige weitere Ergebnisse darstellen.

Wir betrachten beim einem Preisskat folgendes Blatt in Mittelhand nach Skataufnahme beim Reizwert 18:

Kreuz Kreuz Kreuz Kreuz 10Kreuz Pik
Pik Pik Herz Herz Karo Karo

Wir drücken Herz Ass und Karo Ass und müssen uns zwischen Null und Null Ouvert entscheiden. Dazu analysieren wir, welches der beiden Spiele im Durchschnitt mehr Punkte liefert. Wenn man Null Ouvert gewinnt, erhält man zusätzlich zu den 46 Punkten noch 50 Punkte am Ende der Liste für das gewonnene Spiel, also insgesamt 46+50 = 96 Punkte, wenn man jedoch verliert erhält man -92-50 = -142 Punkte. Wenn man Null gewinnt, erhält man 23+50 = 73 Punkte und wenn man Null verliert erhält man -46-50 = -96 Punkte.

Beim Null Ouvert kann man von einem optimalen Gegenspiel ausgehen, d.h. allein der Kartenstand entscheidet hier über Gewinn oder Verlust. Mit einem Computerprogramm kann man die Wahrscheinlichkeit für die Gewinn-Kartenverteilung ausrechnen: Die Wahrscheinlichkeit, Null Ouvert zu gewinnen, beträgt 67% und die Verlustwahrscheinlichkeit ist somit 33%. Damit ergibt sich der Erwartungswert (= durchschnittliche Punktzahl) beim Null Ouvert:

67% * 96 Punkte + 33% * (-142 Punkte) = 17 Punkte

Für den nicht offenen Null lässt sich die Gewinnwahrscheinlichkeit nicht bestimmen, weil sie nicht nur vom Kartenstand sondern auch vom Gegenspiel abhängt. Hier verwenden wir eine Schätzung aus der relativen Gewinnhäufigkeit der Skat-Online-Datenbank. Wenn man alle Spiele in Mittelhand und Hinterhand betrachet mit
5 sichere Karten in 1. Farbe,
3 sichere Karten in 2. Farbe,
1 sichere Karte in 3. Farbe und eine unsichere Karte dieser Farbe gedrückt, blanke 8 in 4. Farbe und eine hohe Karte dieser Farbe gedrückt, dann finden wir in der Skat-Online-Datenbank (Stand Oktober 2017) 1.635 Null-Spiele, die nicht offen gespielt wurden, wobei 1.569 gewonnen und 66 verloren wurden. Die relative Gewinnhäufigkeit ist ein Schätzwert für die Gewinnwahrscheinlichkeit:

1569/1635 = 96%

Die Schätzung für die Verlustwahrscheinlichkeit ist somit 4%. Dies führt zur Schätzung des Erwartungswerts der Punktezahl beim Null:

96% * 73 Punkte + 4% * (-96 Punkte) = 66 Punkte

Wegen 66 Punkte > 17 Punkte ist für dieses Blatt Null besser als Null Ouvert.

Für das folgende Blatt in Mittelhand ergibt sich jedoch ein anderes Ergebnis:

Kreuz Kreuz Kreuz Kreuz 10Kreuz Kreuz
Pik Pik Pik Herz Herz Karo

Mit diesem Blatt ist nach dem Drücken von Herz König und Ass Null Ouvert besser als Null, weil der Erwartungswert (laut Computer) für Null Ouvert hier 80 Punkte beträgt, welche sicher besser sind, als 73 Punkte von einem gewonnen Null.

Weitere computerunterstütze Analysen zeigen: Wenn man in der Farbe der blanken 8 keine Karte gedrückt hat, ist Null Ouvert meistens besser als Null (sofern man durch die Informationen aus dem Reizvorgang keine gegenteiligen Indizien erhalten hat).

Richard Holzer