Der Irrtum mit den größten Skat-Irrtümern

Die BILD-Zeitung kürt auf bild.de zum 200-jährigen Skat-Jubiläum die 7 größten Skat-Irrtümer.

Der erste Irrtum steht allerdings schon in der Einleitung. Dort heißt es

Zwanzig Millionen Deutsche tun es mindestens zweimal im Monat: Skat spielen.

Hier sollte offensichtlich mit Gewalt eine schlüpfrige Zweideutigkeit untergebracht werden. Die Zahl „zwanzig Millionen“ stammt vom Deutschen Skatverband (z.B. in diesem Artikel vom Tagesspiegel), von „mindestens zweimal im Monat“ habe ich aber noch nie gehört oder gelesen.

Nebenbei: Peter Tripmarker heißt eigentlich Peter Tripmaker und ist nicht „Deutscher Skat-Präsident“ sondern Präsident des Deutschen Skatverbandes.

Doch nun zu den sieben Skat-Irrtümern.

Mythos 2: Das Skatspiel hat keinen „Erfinder“. Falsch! Durch den altenburgischen Geheimrat Hans Karl Leopold von der Gabelentz (1778-1831) wurde das Spiel 1813 aktenkundig. Seine Skat-Runde bestand aus einem Notar, einem Hofadvokat und einem Medizinalrat.

Bereits in den Kommentaren ist nachzulesen, dass das Blödsinn ist. Nur weil sich irgendwer die Mühe gemacht hat, etwas zu dokumentieren, ist er noch lange nicht der Erfinder. Genausogut könnte man behaupten, die Gebrüder Grimm hätten die ganzen Märchen „erfunden“. Haben sie nicht, sie haben sie nur aufgeschrieben.

Ab Mythos 4 wird es richtig übel. Vermutlich wären die „3 größten Skat-Irrtümer“ nicht genug für einen Artikel gewesen.

Mythos 4: Frauen spielen schlechter Skat. Unsinn! Sie reizen nur vorsichtiger, reißen deshalb nicht jedes Spiel an sich.

Wer hat denn so einen Quatsch jemals behauptet? Nicht nur der Mythos ist Unsinn, auch die Widerlegung des Mythos strotzt nur so vor Chauvinismus. Ich kenne sehr viele skatspielende Frauen. Sehr viele spielen einen sehr guten Skat und reizen offensiv. Ich kenne sehr viele skatspielende Männer. Einige spielen sehr schlechten Skat. Sie reizen vorsichtig und reißen deshalb nicht jedes Spiel an sich. Beweisführung abgeschlossen.

Mythos 5: Ein echter Skatspieler trainiert in der Kneipe. Falsch! Wie bei jeder Sportart sollte man zwei- bis dreimal pro Woche ein paar Stunden spielen.

Auch dieses Mythos war mir bislang völlig unbekannt. Die Widerlegung ist auch ziemlich seltsam. Man kann schließlich auch in einer Kneipe zwei- bis dreimal pro Woche ein paar Stunden Skat spielen.

Mythos 6 (Skat ist ein Stammtischspiel) ist identisch zu Mythos 5 und wird damit widerlegt, dass es viele prominente Skatspieler gibt. Auch nach längerem Nachdenken habe ich den Zusammenhang leider nicht verstanden…

Mythos 7 soll dann noch ein Schmankerl zum Abschluss sein, denn Bild.de kommt zu dem Ergebnis, dass dieser Mythos (ein Spieler namens Wenzel wollte seinen Sohn Schell nennen) – von dem ich ebenfalls noch nie gehört habe – stimmt!

Es gibt sehr, sehr viele sehr gute Artikel zum Thema 200 Jahre Skat. Der von bild.de gehört meiner Meinung nach leider nicht dazu.

Was Skat von anderen Spielen unterscheidet

So ziemlich jedes Spiel – egal ob Kartenspiel oder ein anderes – hat nur ein einziges Ziel. Beim Schach ist das Ziel, den gegnerischen König matt zu setzen. Beim Fußball ist es das Ziel, mehr Tore zu schießen als die gegnerische Mannschaft. Beim Backgammon ist es das Ziel, seine Steine als erster „herauszuwürfeln“.

Das Skatspiel ist hier eine der wenigen Ausnahmen. Es gibt eine ganze Menge unterschiedlicher Ziele. Und zudem verfolgen innerhalb desselben Spiels die beteiligten Spieler in der Regel unterschiedliche Ziele.

Je nach Spielverlauf kann es das Ziel eines Alleinspielers sein, das Spiel zu gewinnen, also mehr als 61 Augen zu erreichen. Es kann aber auch das Ziel sein, seine Gegner Schneider oder Schwarz zu spielen. Für die Gegenspieler gibt es in der Regel nur ein einziges Ziel, nämlich das Spiel zu gewinnen.

Aber allein schon das Ziel „Das Spiel gewinnen“ ist auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen. In der Regel bedeutet das, 61 bzw. 60 Augen zu erzielen. Ist der Alleinspieler aber gezwungen, die Gegenspieler Schneider zu spielen, dann hat der Alleinspieler von Anfang an das Ziel, 90 Augen oder mehr zu erreichen. Für die Gegenspieler ist dies in der Regel nicht von Anfang an klar, erst während des Spiels ändert sich das Ziel, 60 Augen oder mehr zu erreichen in das Ziel, 31 Augen oder mehr zu erreichen. Wenn die Gegenspieler dies bemerken, ändert sich das weitere Spiel oft signifikant.

Beim Nullspiel sind die Ziele allerdings von Anfang an für beide Parteien klar: Der Alleinspieler muss vermeiden, einen Stich zu machen und die Gegenspieler müssen versuchen, ihn an den Stich zu bringen. Das Ziel wird sich auch das ganze Spiel über nicht ändern.

Mir ist kein einziges Spiel bekannt, das so viele unterschiedliche Ziele in sich vereint und bei dem sich auch während eines einzigen Spiels die Ziele mehrmals ändern können.

Bei den Gegenspielern kommt es übrigens in fast jedem Spiel vor, dass sich ihr Ziel während des Spiels ändert. Zunächst sind sie bemüht, nicht schwarz zu werden, was oftmals recht schnell erreicht wird. Das nächste Ziel ist es, aus dem Schneider zu kommen. Das ist manchmal schon schwieriger. Aber hat man 31 Augen erreicht, dann ist es das nächste – und meist letzte – Ziel, das Spiel zu gewinnen.

Zugegeben habe ich es mir etwas einfach gemacht. Auch bei so ziemlich allen anderen Spielen können sich die Ziele während des Spiels ändern. Steht es beim Fußball in der Halbzeit 4:0, dann kann sich das Ziel für die zurückliegende Mannschaft von „mehr Tore schießen“ auf „vielleicht noch ein Unentschieden erreichen“ ändern. Habe ich beim Backgammon kaum noch eine Gewinnchance und spiele ich um einen Einsatz je Spielstein, dann kann sich mein Ziel auf „möglichst viele Steine herauswürfeln“ ändern. Aber allen diesen geänderten Zielen ist eines gemein: Man kann sie allgemein unter „Schadensbegrenzung“ zusammenfassen. Beim Skat gibt es das natürlich auch.

Das alles macht Skat zu einem faszinierenden Spiel, das viel Abwechslung bietet und immer spannend ist.

Die 39-Augen-Grenze

Wenn die Gegenspieler 39 Augen erreichen, dann tritt eine entscheidende Änderung ein. Diese möchte ich hier vorstellen.

Oftmals ist zu dem Zeitpunkt, an dem die Gegenspieler die 39 Augen erreicht haben, bereits vieles klar. Man weiß – wenigstens ungefähr – welche Karten der Alleinspieler hat. Insbesondere weiß man, wie viele Trümpfe er noch auf der Hand haben muss, denn oftmals sind die Trümpfe das erste, das geklärt wird. Aus der Anzahl der Trumpfkarten ergibt sich automatisch, wie viele Fehlkarten er noch auf der Hand haben muss. Zudem ist die ein oder andere Fehlfarbe in der Regel bereits geklärt.

Aber noch etwas anderes tritt ein, wenn die Gegenspieler 39 Augen (oder mehr) haben: Ein einziger Stich genügt den Gegenspielern zum Sieg.

Nehmen wir folgendes Beispiel:

Ich bin im 7. Stich in Vorhand. Hinterhand spielt Kreuz, ich habe folgende Karten:

Pik 10Pik 8Karo 10Karo König

Das Karo Ass ist bereits gespielt (und wurde vom Alleinspieler gestochen). Ich weiß sicher, dass der Alleinspieler die letzten beiden Trumpfkarten besitzt. Zudem sind noch folgende Karten im Spiel, wobei ich nicht weiß, welche davon beim Alleinspieler und welche bei meinem Partner sitzen:

Pik AssPik KönigPik 9Herz 10

Die Gegenspieler haben nach sechs Stichen 39 Augen.

Die einzig richtige Karte, die ich jetzt ausspielen kann, ist die Pik 10

Hat der Alleinspieler das Pik Ass, wird er sein Spiel immer gewinnen, auch wenn er zu dem Ass noch eine andere Pik-Karte hat. Wir werden niemals die fehlenden 21 Augen erhalten.

Hat er das Ass nicht, dann hat mein Partner das Ass. Und der Alleinspieler hat mindestens eine Pik-Karte auf der Hand. Mit meiner 10 und dem Ass erhalten wir mindestens die uns fehlenden 21 Augen. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass der Alleinspieler nur eine einzige Karte der dritten Fehlfarbe hat (da er zusätzlich noch die Herz 10 haben kann), wir müssen also die uns fehlenden Augen in einem einzigen Stich einbringen.

Würde ich ihm die Karo 10 anbieten, dann wird er – wenn er mitgezählt hat – seine Fehlkarte abwerfen.

Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als die Pik 10 auszuspielen und zu hoffen, dass das Ass bei meinem Partner sitzt. Wenn dem nicht so ist, ist das auch nicht schlimm, denn wir sind bereits aus dem Schneider und auf anderem Weg können wir nicht gewinnen.

Auf den ersten Blick sieht das Beispiel so aus, als wäre eine solche Situation sehr selten und eher „theoretisch“. Tatsächlich kommt das aber relativ häufig vor, vor allem, wenn alle Spieler am Tisch gut aufpassen und die Trümpfe und Augen mitzählen. Und nicht selten sind es diese Spiele, die bei einem Turnier die Platzierung entscheidend beeinflussen.

In eigener Sache

Ich habe in meinem bisherigen Skatleben das Glück gehabt, mit vielen großartigen Menschen spielen zu dürfen. Meistens endete das damit, dass ich regelmäßig eins auf die Mütze bekommen habe – beim Skatspiel natürlich.

Diesen Menschen habe ich es aber zu verdanken, dass ich dennoch immer mit einem sehr guten Gefühl vom Tisch gegangen bin. Denn erstens habe ich mich immer großartig amüsiert und zweitens habe ich immer etwas dazugelernt.

Denn diese Skatspieler zeichnen sich nicht nur durch ihr großes Skatwissen aus, sondern sie sind darüber hinaus auch noch sympathisch und haben ein Talent, ihr Wissen ohne einer Spur von Überheblichkeit oder Arroganz weiterzugeben.

Ich möchte Euch auf diesem Weg meinen tiefempfundenen Dank aussprechen.

Ihr wisst, wen ich meine.

Der verschenkte Stich

Es gibt einen Spielfehler, der leider sehr häufig gemacht wird.

Der Alleinspieler in Vorhand spielt Herz, ich habe in Hinterhand diese Trumpf-Karten:

Karo BubeHerz 10Herz 7

Der Alleinspieler eröffnet mit dem Pik Bauern, mein Partner in Mittelhand gibt die Herz 8 dazu.

Der Fehler, der jetzt gerne gemacht wird, ist, die Herz 7 dazuzugeben. Ich muss zwingend (!) den Karo Bauern zugeben.

Zur Veranschaulichung des Fehlers schauen wir uns die Trumpfkarten an, die mein Partner in Mittelhand hat:

Herz BubeHerz AssHerz 8

Warum muss ich nun den Karo Bauern dazugeben? Nehmen wir einmal an, ich gebe die Herz 7 dazu. Vorhand spielt jetzt den Kreuz Bauern aus. Mein Partner in Mittelhand muss nun vermuten, dass der Alleinspieler auch noch den Karo Bauern hat. Damit muss er das Herz Ass dem Alleinspieler geben, damit er mit dem Herz Bauern noch einen Stich macht.

Zeige ich stattdessen den Karo Bauern, dann kann mein Partner im zweiten Stich getrost den Herz Bauern dazugeben, da sein Ass jetzt der höchste Trumpf ist.

Ich verschenke in Hinterhand auch keinen Stich, denn wenn Vorhand alle drei Bauern hat, dann mache ich ohnehin mit meinem Karo Bauern keinen Stich.

Jetzt machen die Gegenspieler einen Trumpfstich mit 12 oder – schlimmer – vier Augen, obwohl 21 Augen möglich wären.

Übrigens: Lege ich nicht den Karo Bauern, dann muss Mittelhand im zweiten Stich das Herz Ass opfern, um sicher einen Stich mit dem Herz Bauern zu machen. Auch an dieser Stelle wird gerne ein Fehler gemacht und der Spieler in Mittelhand gibt trotzdem den Herz Bauern dazu. Damit gibt er einen sicheren Stich aus den Händen, denn das Ass holt der Alleinspieler dann mit dem Karo Bauern ab.

Jetzt tauschen mein Partner und ich die Positionen, ich sitze in Mittelhand und er in Hinterhand. In diesem Fall darf ich im ersten Stich auf keinen Fall den Karo Bauern dazugeben, sondern muss die Herz 7 bedienen. Denn ich kenne ja die Karten meines Partners nicht und wenn er den Herz Bauern nur zu zweit hat, dann ist es an ihm, mir das mitzuteilen, indem er auf den ersten Stich den Herz Bauern legt. Ich weiß dann, dass ich mit dem Karo Bauern einen Stich machen werde. Es genügt hier, den Karo Bauern im zweiten Stich zu zeigen, da Hinterhand im ersten Stich ja noch keine Entscheidung zwischen Trumpf Ass und Herz Bauern treffen muss.

Es gibt viele weitere ähnliche Kartenkonstellationen. Wichtig ist, dass ich als Mitspieler in Mittelhand prüfe, ob es sinnvoll sein kann, meinem Partner einen hohen Trumpf anzuzeigen, damit er rechtzeitig einschätzen kann, mit welcher Trumpfkarte er einen sicheren Stich machen kann.

 

Die Macht der Gestik

Skat ist ein Spiel vieler Gesten und Emotionen. Und dieser Faktor wird beim Skat oft unterbewertet. Denn man kann sich diese Gesten und Emotionen zu Nutze machen.

Bei den Gesten geht es insbesondere um das „Lesen“ seiner Mitspieler. Ein Spieler sendet während eines Spiels sehr viele Signale aus. Man sollte diese nicht ignorieren, sondern aktiv in seine Spieltaktik einbeziehen.

Ein einfaches Beispiel: Spieler A reizt Spieler B. Als A 22 reizt, zögert B und sagt dann ja. A reizt 23, B sagt sofort ja. Bei 24 passt B. A nimmt auf, drückt und sagt Kreuz an.

Bin ich Partner von Spieler B, so kann mir das Zögern von B bei der Reizung Informationen über das Blatt von Spieler B geben. Habe ich wenig oder keine Trümpfe auf der Hand, dann haben A und B vermutlich beide ein Kreuzspiel gereizt. Bin ich in Vorhand, dann ist Pik eine Farbe, die ich gut ausspielen kann, denn auf Grund des Zögerns von B bei der 22er Reizung ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mein Partner diese Farbe lang hat. Ich kann deshalb auch dann Pik ausspielen, wenn ich die Farbe kurz habe.

Als Gegenspieler habe ich natürlich ein besonderes Augenmerk auf den Alleinspieler. Lässt er sich viel Zeit beim Drücken, dann weist sein Blatt vielleicht in den Fehlfarben Schwächen auf. Ich konzentriere mich während des Spiels dann darauf, diese Schwächen herauszufinden und für mich zu nutzen. Wirkt der Alleinspieler während des Spiels ungewohnt konzentriert, kann das ebenfalls auf ein schwaches Spiel hindeuten.

Umgekehrt kann ich bewusst falsche Signale aussenden. Angenommen, ich bin Alleinspieler und in Mittelhand. Vorhand spielt eine Lusche einer Fehlfarbe aus. Ich habe zu dieser Farbe eine blanke Lusche, die 10 dazu habe ich gedrückt. Wenn ich nun ein wenig zögere, so als ob ich überlegen würde, welche Karte ich nun zugeben soll, dann kann Hinterhand das dahingehend interpretieren, dass ich in dieser Farbe noch weitere Karten auf der Hand habe. Und er begeht dann vielleicht die Todsünde und schnippelt. Mit etwas Glück spielt er sogar gleich das Ass der Farbe hinterher. Dieser Bluff funktioniert sogar relativ häufig.

Habe ich hingegen die 10 behalten und vermute ich das Ass dazu bei Hinterhand, dann sollte ich nicht lange zögern sondern die Lusche ganz schnell bedienen. Hinterhand wird dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ass zugeben (denn auf den Partner sollte man nicht schnippeln).

Solche falschen Signale sind sehr hilfreich und man sollte sie auch dann einsetzen, wenn die Mitspieler schon einmal darauf hereingefallen sind. Denn man wird dadurch nur sehr schwer berechenbar. Muss ich dann bei einem Zug wirklich einmal überlegen, dann wissen die Gegenspieler nicht, wie sie dieses Zögern interpretieren sollen.

Es gibt natürlich noch viele weitere Signale, die in der Regel sehr viel dezenter und nicht so leicht zu interpretieren sind. Oftmals erkennt man erst viele Spiele später, wie so ein Signal zu deuten ist. Und oftmals kommt man zu dem Ergebnis, dass ein vermeintliches Signal überhaupt nichts bedeutet.

Beim Online-Skat sind die Möglichkeiten, Gesten zu lesen oder selbst auszusenden, stark eingeschränkt. Hat ein Spieler bei 22 gezögert oder war seine Verbindung einfach nur schlecht? Dennoch funktioniert auch hier der Trick mit der falschen Verzögerung ganz gut, zumindest dann, wenn vorher das Spiel sehr zügig verlief.

Doch nun zu den Emotionen. Die spielen beim Skat meiner Meinung nach eine viel größere Rolle als die Gesten. Zumindest sind sie vielfältiger und häufiger.

Die häufigste Emotion ist Wut. Wut über schlechte Karten, Wut über eigene Spielfehler oder die des Spielpartners. Diese Wut dürfte jeder Skatspieler irgendwann einmal empfinden. Wie sie sich äußert ist wiederum völlig unterschiedlich. Von gar nicht bis zur Androhung von körperlicher Gewalt habe ich bereits alles erleben dürfen müssen. Und mir sind einige Fälle bekannt, bei denen es nicht bei der Androhung von Gewalt geblieben ist (bin ich der einzige, der für ein Alkoholverbot bei Skatveranstaltungen ist?).

Ich bin eher der „gar nicht“-Typ und denke, dass mir das meistens Vorteile bringt.

Es gibt Spieler, die regen sich über – vermeintliche – Spielfehler so auf, dass sie noch Spiele später auf 180 sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich in diesem Zustand noch ordentlich konzentrieren kann. Und nicht selten verlieren diese Spieler in so einer Phase dann auch unnötigerweise ihre eigenen Spiele, was dann zum nächsten Wutausbruch führt.

Während mich solche Wutausbrüche wenig bis gar nicht beeindrucken, so gibt es eine andere Kategorie Spieler, die mich – leider – regelmäßig auf die Palme bringt. Ich will diese mal vorsichtig als „Lehrmeister zur Kompensation eigener skatspielerischer Inkompetenz“ kategorisieren. Leider schaffen es solche Spieler durchaus, meine Konzentration nachhaltig zu stören.

Positive Emotionen gibt es beim Skat wie ich finde seltener und in der Regel sind sie eher dazu geeignet, die negativen Emotionen bei den Mitspielern zu wecken. Aber wenn man einen Lauf hat oder ein schwieriges Spiel durch einen guten Bluff gewonnen hat, dann darf man sich meiner Meinung nach auch ruhig einmal darüber freuen. Und wenn man den richtigen Tisch hat, freuen sich die Mitspieler auch mit.

Mitzählen lohnt sich

Bei den meisten Spielen ist es unerlässlich, dass ich jederzeit weiß, wo ich oder mein Gegner stehen, das heißt wer wieviele Augen erhalten hat.

Leider fällt es vielen Spielern schwer, die Karten mitzuzählen (oder sie haben einfach keine Lust dazu). Umso ärgerlicher ist es dann, wenn ein Spiel verloren geht, weil ein Spieler nicht weiß, dass wir das Spiel gewonnen hätten, wenn er die Dame des Alleinspielers gestochen hätte statt sie laufen zu lassen.

Man sollte sich frühzeitig angewöhnen, bei allen Spielen die eigenen Stiche oder die der Gegenspieler mitzuzählen. Auch bei vermeintlich sicheren Spielen kann schnell die Situation entreten, dass Gewinn oder Verlust davon abhängt, dass ich genau weiß, wer wie viele Augen hat.

Als Alleinspieler habe ich dabei die Wahl: Zähle ich meine Augen oder die der Gegenspieler. Wofür ich mich entscheide hängt vom Spiel ab. Geht es z.B. darum, dass die Gegenspieler Schneider werden können, dann werde ich deren Augen mitzählen. Bei Spielen, bei denen es mir ums Gewinnen geht, werde ich eher die eigenen Augen zählen.

Spiele ich allerdings z.B. einen Grand, bei dem ich die Gegenspieler frühzeitig an den Stich lasse, dann zähle ich deren Augen mit, damit ich mich besser entscheiden kann, ob ich einen Stich mitnehme oder abwerfe.

Als Gegenspieler habe ich es da einfacher. Ich kann nur die eigenen Augen zählen, da ich nicht weiß, was der Alleinspieler gedrückt hat.

Aber egal, wie ich mich entscheide: Hauptsache ich zähle überhaupt die Augen. Wenn ich am Tisch merke, dass ein Spieler nicht mitzählt (was bereits nach wenigen Spielen der Fall sein dürfte), dann ändere ich sofort meine Spielweise. Ich reize offensiver, da sich meine Chancen, als Alleinspieler zu gewinnen, deutlich verbessern. Und als Gegenspieler weiß ich, dass ich mich leider insbesondere im Endspiel nur bedingt auf meinen Partner verlassen kann.

Aus genau diesem Grund kann es vorteilhaft sein, dass die Gegenspieler nicht sofort merken, dass ich die Augen mitzähle. Wenn ich jeden Stich fünf Minuten anstarre, bevor ich ihn umdrehe und sich dabei meine Lippen bewegen, dann wissen die Gegenspieler sofort, dass ich bei meinem Spiel Probleme bekommen kann und werden sich entsprechend darauf einstellen. Lautes Mitzählen ist ohnehin verboten.

 

Das seltenste Spiel im Skat

Nein, das seltenste Spiel im Skat ist nicht der Grand Ouvert. Dieser ist lediglich das teuerste Spiel im Skat.

Das seltenste Spiel ist das offene Farbspiel. Ich persönlich hatte bereits das Glück, vier Grand Ouverts zu haben (einen online, den Rest im Verein oder auf Preisskatveranstaltungen), ich habe aber noch nie ein offenes Farbspiel gespielt.

Warum offene Skatspiele so selten vorkommen, ist relativ schnell erklärt: es gibt unglaublich wenige Kartenkonstellationen, bei denen ein offenes Farbspiel überhaupt eine Option ist. Unverlierbare Grand Ouverts gibt es aber sehr viel mehr. Zudem kann ein unverlierbares Farbspiel nur in Vorhand gespielt werden, Grand Ouverts können aber auch in Mittel- oder Hinterhand unverlierbar sein.

Außerdem sind die meisten offenen Farbspiel auch als Grand spielbar. Der Grand bringt aber mehr Punkte.

Ein Spiel, das besser als offenes Farbspiel gespielt wird, möchte ich hier vorstellen:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKaro BubeKreuz König
Kreuz DameKreuz 7Herz AssHerz 10Herz König

Dieses Spiel sollte – in Vorhand – eigentlich immer als „Kreuz offen“ gespielt werden, denn:

  • Der Grand kann mit 60 Augen verloren werden.
  • Der (verlierbare) Grand Hand bringt 144 Punkte, das (unverlierbare) offene Kreuzspiel 132 Augen, also gerade einmal 12 Punkte weniger.

Man sieht schnell, dass es nicht viele Spiele gibt, in denen ein offenes Farbspiel in Frage kommt:

  • Hat der Spieler mehr als ein Ass, ist der Grand immer unverlierbar und teurer als das offene Farbspiel.
  • Nur bei König, Dame und 7 bzw. König, Dame und 8 ist der Grand verlierbar.
  • Bei anderen Farbspielen als Kreuz wird der Punkteabstand zum Grand so groß, dass man trotz des (geringen) Verlustrisikos eher den Grand riskieren wird.

Ich habe mal ein wenig in unserer Turnierdatenbank gestöbert.

Bislang wurden 1.299 Grand Ouverts gespielt und gewonnen.
Offene Farbspiele gab es genau 15! Ich habe dazu die letzten 15 Millionen Spiele, die im Turnierbereich bei organisierten Turnieren gespielt wurden, untersucht.

Ach du bunter Hund

Als „bunter Hund“ wird beim Skat ein Blatt bezeichnet, das aus zwei Buben und je zwei Karten jeder Farbe besteht. Also z.B. dieses Blatt:

Pik BubeKaro BubeKreuz 10Kreuz KönigPik Ass
Pik 8Herz KönigHerz DameKaro KönigKaro 8

Ein „bunter Hund“ ist in der Regel zum Alleinspiel nur selten geeignet. Ich habe bei Farbspielen nur 4 Trumpf auf der Hand, alle Farben und nur wenige Aussichten auf einen guten, passenden Skat. Meist wird hier nur vorsichtig 18 angereizt oder gehalten, damit hält man sich alle Möglichkeiten offen. Bei dem obigen Beispiel halte ich aber sogar das für sehr gewagt.

Im Gegenspiel ist so ein bunter Hund aber gar nicht so schlecht. Spielt der Alleinspieler ein Farbspiel – egal welches -, dann habe ich vier Trumpf gegen ihn.

Aber mit einem halbwegs anständigen Blatt wird der Alleinspieler wenigstens bei dem hier gezeigten Beispiel dennoch kaum Probleme haben. Ass und 10 in Herz und/oder Karo bescheren dem Alleinspieler sichere 25 bzw. 28 Punkte, Pik Ass und Kreuz 10 sitzen bei mir und können von meinem Partner nicht auf Trumpf geschmiert werden.

Außer „bunter Hund“ gibt es noch viele andere Bezeichnungen für ein solches Blatt, wer welche kennt, kann sie gerne in den Kommentaren posten.

 

Mit 6 Spiel 7

Eine häufig gestellte Frage: Ich habe vier Buben und das Trumpf Ass. Wird das jetzt „mit 4 Spiel 5“ oder „mit 5 Spiel 6“ gewertet?

Letzteres ist richtig. Alle Spitzen zählen, bei Farbspielen sind das neben den Buben alle Trumpfkarten.

Zur Ermittlung der Spitzen geht man also so vor: Hat man den Kreuz Buben, dann zählt man die vorhanden Trümpfe bis zum ersten fehlenden Trumpf. Hat man den Kreuz Buben nicht, dann zählt man die fehlenden Trümpfe bis zum ersten vorhandenen Trumpf.

Habe ich also als höchsten Trumpf den König, dann spiele ich „ohne 6“. Habe ich alle Trümpfe bis zum König, dann spiele ich „mit 7“. Maximal ist daher bei Farbspielen „ohne 11“ bzw. „mit 11“ (ja, man kann alle 11 Trumpf haben, denn auch der Skat zählt mit) möglich.

Während „mit 5“ durchaus häufiger vorkommt, sind höhere „mit“-Spiele eher selten. Klar, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich dann einen Grand auf der Hand habe, steigt.

„Ohne“-Spiele sind gar nicht so selten. Vor langer, langer Zeit wurde ein Spiel „ohne 11“ mit großem Abstand zum Spiel des Jahres gekürt.

Ich habe mal ein wenig in unserer Liga-Datenbank gestöbert. Spiele „mit 6“ gabe es, aber sie waren sehr selten. Es gab sogar einige Spiele „mit 7“, aber diese spielen statistisch überhaupt keine Rolle. „mit 8“ oder mehr gab es in über 1,2 Millionen Spielen überhaupt nicht.

„Ohne“-Spiele waren da wesentlich häufiger, bis „ohne 11“ sind alle vertreten. Natürlich in stark absteigender Anzahl. Dennoch gab es wesentlich mehr Spiele „ohne 11“ als „mit 7“.