Die Kleinen jagen die Großen

Ich habe da mal wieder eine „Bauernregel“. Die ist gar nicht so schlecht.

Die Kleinen jagen die Großen

Mit „Kleinen“ und „Großen“ sind Trümpfe gemeint. Also „Die kleinen (niedrigen) Trümpfe jagen die großen (hohen) Trümpfe“.

Ein Beispiel: Der Alleinspieler hat folgende Trumpfkarten beim Karospiel in Vorhand:

Kreuz BubePik BubeKaro AssKaro 10Karo 9Karo 8

Man könnte nun versucht sein, zunächst die beiden schwarzen Buben zu spielen, um den Gegenspielern die Trümpfe zu ziehen. Das ist aber nur dann erfolgreich, wenn die beiden anderen Buben auf einer Hand sitzen und dieser Spieler keine weiteren Trumpfkarten hat. Dann kann man anschließend mit dem Karo Ass noch die letzte Trumpfkarte ziehen.

Bei jeder anderen Kartenverteilung behalten die Gegenspieler aber noch wenigstens einen Buben. Auf diesen Trumpfstich kann der andere Gegenspieler dann auch noch schmieren.

Wenn ich nun zunächst eine kleine Trumpfkarte ziehe, dann fallen auf diesen Stich maximal 7 Augen, vorausgesetzt die restlichen Trumpfkarten liegen nicht alle auf einer Hand. Selbst dann, wenn die Trümpfe ungünstig verteilt sind (z.B. 4 zu 1 oder sogar 5 zu 0) ist es besser, zunächst einen kleinen Trumpf vorzuspielen. Ich behalte mir meine hohen Trumpfkarten und kann vielleicht eine Trumpf-Gabel aufbauen.

Natürlich gibt es auch von dieser Regel wieder Ausnahmen. Angenommen, ich habe in der Beikarte Kreuz Ass, 10 und Lusche und der Gegenspieler, der von mir aus in Hinterhand sitzt, hat diese Farbe gereizt. Dann kann es sinnvoll sein, zunächst die beiden schwarzen Buben zu ziehen, um zu verhindern, dass Hinterhand an den Stich kommt, die Farbe ausspielt und Mittelhand mir den Vollen wegstechen kann.

Ein anderes Beispiel, wieder ein Karo-Spiel:

Herz BubeKaro BubeKaro 10Karo KönigKaro 8Karo 7

Auch hier kann man versucht sein, den Karo oder Herz Buben auszuspielen. Es ist aber besser, hier eine Lusche vorzuspielen. Zum Einen sind das zwei Augen weniger für die Gegenspieler. Zum Anderen werde ich das Karo Ass ohnehin kaum fangen können. Die kleinen Trümpfe werden die großen Trümpfe bei den Gegenspielern herausziehen.

Angenommen, einer der Gegenspieler hat in Trumpf nur die beiden schwarzen Buben. Spiele ich den Karo Buben und anschließend den Herz Buben, dann gebe ich den Gegenspielern die Gelegenheit zu einem dritten Trumpfstich mit dem Karo Ass. Spiele ich die Luschen vor, geht der dritte Trumpfstich an mich.

Alles in allem eine Regel, die man sich merken kann.

 

Der verschenkte Stich

Es gibt einen Spielfehler, der leider sehr häufig gemacht wird.

Der Alleinspieler in Vorhand spielt Herz, ich habe in Hinterhand diese Trumpf-Karten:

Karo BubeHerz 10Herz 7

Der Alleinspieler eröffnet mit dem Pik Bauern, mein Partner in Mittelhand gibt die Herz 8 dazu.

Der Fehler, der jetzt gerne gemacht wird, ist, die Herz 7 dazuzugeben. Ich muss zwingend (!) den Karo Bauern zugeben.

Zur Veranschaulichung des Fehlers schauen wir uns die Trumpfkarten an, die mein Partner in Mittelhand hat:

Herz BubeHerz AssHerz 8

Warum muss ich nun den Karo Bauern dazugeben? Nehmen wir einmal an, ich gebe die Herz 7 dazu. Vorhand spielt jetzt den Kreuz Bauern aus. Mein Partner in Mittelhand muss nun vermuten, dass der Alleinspieler auch noch den Karo Bauern hat. Damit muss er das Herz Ass dem Alleinspieler geben, damit er mit dem Herz Bauern noch einen Stich macht.

Zeige ich stattdessen den Karo Bauern, dann kann mein Partner im zweiten Stich getrost den Herz Bauern dazugeben, da sein Ass jetzt der höchste Trumpf ist.

Ich verschenke in Hinterhand auch keinen Stich, denn wenn Vorhand alle drei Bauern hat, dann mache ich ohnehin mit meinem Karo Bauern keinen Stich.

Jetzt machen die Gegenspieler einen Trumpfstich mit 12 oder – schlimmer – vier Augen, obwohl 21 Augen möglich wären.

Übrigens: Lege ich nicht den Karo Bauern, dann muss Mittelhand im zweiten Stich das Herz Ass opfern, um sicher einen Stich mit dem Herz Bauern zu machen. Auch an dieser Stelle wird gerne ein Fehler gemacht und der Spieler in Mittelhand gibt trotzdem den Herz Bauern dazu. Damit gibt er einen sicheren Stich aus den Händen, denn das Ass holt der Alleinspieler dann mit dem Karo Bauern ab.

Jetzt tauschen mein Partner und ich die Positionen, ich sitze in Mittelhand und er in Hinterhand. In diesem Fall darf ich im ersten Stich auf keinen Fall den Karo Bauern dazugeben, sondern muss die Herz 7 bedienen. Denn ich kenne ja die Karten meines Partners nicht und wenn er den Herz Bauern nur zu zweit hat, dann ist es an ihm, mir das mitzuteilen, indem er auf den ersten Stich den Herz Bauern legt. Ich weiß dann, dass ich mit dem Karo Bauern einen Stich machen werde. Es genügt hier, den Karo Bauern im zweiten Stich zu zeigen, da Hinterhand im ersten Stich ja noch keine Entscheidung zwischen Trumpf Ass und Herz Bauern treffen muss.

Es gibt viele weitere ähnliche Kartenkonstellationen. Wichtig ist, dass ich als Mitspieler in Mittelhand prüfe, ob es sinnvoll sein kann, meinem Partner einen hohen Trumpf anzuzeigen, damit er rechtzeitig einschätzen kann, mit welcher Trumpfkarte er einen sicheren Stich machen kann.