Das Skat-Special 2012 4. Advent

Hier nun das letzte Advent-Rätsel unseres Skat-Specials 2012.

Für dieses und die Rätsel zum ersten, zweiten und dritten Advent gilt: Einsendeschluss ist der 31.12.2012!

Skataufgabe zum vierten Advent 2012

Der Alleinspieler spielt Kreuz und ist zum 7. Stich in Vorhand. Der Alleinspieler hat zu diesem Zeitpunkt 58 Augen in seinen Stichen, die Gegenspieler haben 28 Augen.

Die Spieler haben noch folgende Karten auf der Hand:

Alleinspieler in Vorhand (spielt Kreuz):

Kreuz 9Herz DameHerz 7Karo König

Mittelhand:

Kreuz BubeKaro BubeKaro 10Karo 7

Hinterhand:

Herz BubeHerz AssKaro 9Karo 8

Mittelhand ist sich seiner Sache sicher und zeigt seine Karten: „Der Rest geht an uns!“. Was muss der Alleinspieler ausspielen, um sein Spiel zu gewinnen? Und warum?

Lösungen – auch für die anderen drei Advents-Rätsel – bitte wie immer an adventspecial@skat-online.com senden.

Alle Rätsel werden Anfang Januar 2013 aufgelöst. Und dann geben wir natürlich auch die Gewinner bekannt.

Das Skat-Special 2012 3. Advent

Hier die dritte Skataufgabe zum dritten Advent.

Wie immer können auch für die Skataufgabe zum ersten und zweiten Advent noch Lösungen eingereicht werden. Einsendeschluss für alle vier Skataufgaben ist der 31.12.2012!

Skataufgabe zum 3. Advent 2012

Vorhand hat nach der Skataufnahme folgendes Blatt auf der Hand:

Pik AssPik 10Pik KönigPik 7Herz AssHerz 10
Herz 9Herz 8Herz 7Karo AssKaro 10Karo 7

Was ist das teuerste Spiel, das der Alleinspieler gewinnen kann?

Lösungen bitte wie immer an adventspecial@skat-online.com senden!

Das Skat-Special 2012 2. Advent

Hier nun die Skataufgabe zum 2. Advent.

Auch für die erste Skataufgabe können noch Lösungen eingereicht werden. Der Einsendeschluss für alle vier Skataufgaben ist der 31.12.2012.

Diesmal testen wir Eure Regelkenntnisse.

Skataufgabe zum 2. Advent 2012

Frage 1:

Im 8. Stich kommt einer der Gegenspieler falsch raus. Sein Partner hatte eigentlich den 7. Stich gemacht. Die Gegenspieler haben zu diesem Zeitpunkt 59 Augen, der Alleinspieler (er spielt ein Farbspiel) 48 Augen. Der Gegenspieler, der den Regelverstoß nicht begangen hat, hat noch den Kreuz Buben auf der Hand. Wer gewinnt das Spiel?

Frage 2:

Nach dem 7. Stich stellt der Alleinspieler fest, dass er noch vier Karten auf der Hand hat. Er hat aber korrekt zwei Karten gedrückt. Einer der Gegenspieler hat nur noch zwei Karten, der andere hat die richtige Anzahl an Karten auf der Hand. Der Alleinspieler hat zu diesem Zeitpunkt 65 Augen in seinen Stichen. Wie wird verfahren?

Frage 3:

Der Alleinspieler hat als höchsten Trumpf den Herz Buben, reizt bis 40 und spielt Pik Hand. Am Ende hat der Alleinspieler 93 Augen erzielt. Im Skat liegt der Kreuz Bube. Wer gewinnt und wie wird das Spiel abgerechnet?

Schickt Eure Lösungen bitte an adventspecial@skat-online.com.

Das Skat-Special 2012 1. Advent

Wir wollen in diesem Jahr ein kleines Advents-Special anbieten. An den vier Advent-Sonntagen werden wir jeweils eine Skataufgabe hier im Blog veröffentlichen.

Wir nehmen Lösungsvorschläge für diese Aufgaben entgegen und werden dann am Ende unter den Teilnehmern, die alle vier Aufgaben gelöst haben, Preise auslosen, z.B. 50 Euro für das Spielerkonto und eine Premium-Mitgliedschaft.

Einsendeschluss für alle vier Adventrätsel ist der 31.12.2012.

Damit nicht versehentlich die Lösung der Aufgabe als Kommentar gepostet wird, ist bei den Skataufgaben die Kommentarfunktion ausgeschaltet. Wir werden Kommentare dann nach der Auslosung wieder zulassen.

Skataufgabe zum 1. Advent 2012

Der Alleinspieler in Hinterhand hat nach der Skataufnahme folgendes Blatt auf der Hand:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKreuz AssKreuz 9Kreuz 8
Kreuz 7Pik AssPik 8Pik 7Herz AssKaro 10

Frage 1: Welche Karten muss er drücken, um seinen Grand unabhängig von der Kartenverteilung sicher zu gewinnen?

Frage 2: Was muss der Alleinspieler drücken und spielen, wenn er sich in Mittelhand befindet, um sein Spiel unabhängig von der Kartenverteilung sicher zu gewinnen?

Schickt Eure Lösungen bitte an adventspecial@skat-online.com.

 

Die Tücken des Handspiels

Neulich bekam ich eine E-Mail, Skat-Online habe ein Spiel falsch abgerechnet. Er habe Kreuz Hand ohne zwei gespielt und bis 48 gereizt. Er habe über 70 Augen erreicht und dann habe Skat-Online ihm das Spiel als überreizt und damit verloren abgerechnet.

Diese E-Mails erhalte ich nicht gerade selten. Ich frage dann zunächst nach, ob denn ein Bube im Skat gelegen habe. Ja, aber das spiele ja keine Rolle, denn er habe ja Hand gespielt.

Meiner Meinung nach ist dies einer der häufigsten Irrtümer beim Skat. Darauf angesprochen argumentiere ich natürlich zunächst mit der Internationalen Skatordnung:

ISkO 2.2.1: Der Skat steht in allen Fällen dem Alleinspieler zu.

Und:

ISkO 5.4.2: Erreicht ein Handspiel den gebotenen oder gehaltenen Reizwert nicht, weil ein Spitzentrumpf im Skat lag, hat sich der Alleinspieler überreizt und somit das Spiel auch dann verloren, wenn von ihm mehr als 60 Augen eingebracht worden sind. Es ist das Vielfache des Grundwertes des angesagten Spiels zu berechnen, dass der Reizwert mindestens eingestellt wird. […]

Auch bei einem Handspiel zählen also Trümpfe im Skat zu den Spitzen. Damit ist schonmal klar: Skat-Online hat das Spiel korrekt abgerechnet.

Nicht selten wird jetzt das Regelwerk angegriffen. Diese Regel sei unfair, denn wenn man als Alleinspieler den Skat nicht einsehen kann, könne man wohl kaum für im Skat liegende Spitzentrümpfe bestraft werden.

Gibt es hier tatsächlich Nachholbedarf für die Internationale Skatordnung?

Aber schauen wir uns erstmal an, warum man überhaupt Hand spielt.

1. Zur Maximierung der Spielpunkte

Wenn ich ein unverlierbares Spiel auf der Hand habe und nicht erwarte, durch den Skat einen höheren Grundwert zu erreichen (z.B. Grand statt Farbspiel), dann lasse ich den Skat liegen. Bestes Beispiel ist unser gemauertes Spiel aus dem Beitrag Mauern gibt’s nicht – oder doch?. Es gibt nur sehr wenige Karten, die aus dem Spiel einen Grand machen. Also kann man den Skat gleich liegen lassen und die 12 zusätzlichen Punkte beim unverlierbaren Kreuz Hand mitnehmen.

2. Um einen höheren Reizwert zu erhalten

Das sind die Spiele, um die es hier geht (zumindest die, bei denen „ohne“ gereizt wird). Wenn ich ein Spiel verlieren kann, dann werde ich es kaum aus der Hand spielen, denn ich werde versuchen, mein Blatt durch den Skat zu verbessern. Wenn ich aber ein Spiel nicht spielen kann, weil einer der Mitspieler über mein maximales Reizgebot bietet, dann kann ich durch ein Handspiel den Reizwert erhöhen und so versuchen, doch noch an das Spiel zu kommen.

Man kann sich auch entscheiden, aus der Hand zu spielen, obwohl der maximale Reizwert noch nicht erreicht wurde. Angenommen, ich reize ein Herz ohne 3 und muss bis 40 reizen, um es zu erhalten. Wenn mein Blatt bereits einigermaßen stark ist, entschließe ich mich vielleicht zum Handspiel. Zum Einen lasse ich die Gegenspieler über meine Trümpfe im Unklaren (man wird eher von einer Reizung „ohne 2“ ausgehen), zum Anderen sichere ich mich gegen einen Spitzentrumpf im Skat besser ab. Ich gewinne auch dann, wenn der Herz Bube im Skat liegt. Und wenn ein schwarzer Bube im Skat liegt, dann gewinne ich immerhin noch, wenn ich die Gegenspieler Schneider spiele.

Aber zurück zu unserer Ausgangssituation: Benachteiligt die Skatordnung unverhältnismäßig den Alleinspieler bei Handspielen, in dem Trümpfe im Skat zu den Spitzen gezählt werden?

Angenommen, der Alleinspieler erreicht bei seinem bis 48 gereizten Kreuz Hand 59 Augen. Er schaut in den Skat und dort liegt der Pik Bube und eine Lusche. Die Gegenspieler haben also auch genau 59 Augen. Der Alleinspieler möchte nicht, dass der Pik Bube zu seinen Spitzen zählt, denn dann hat er sich überreizt und das Spiel verloren. Die zwei Augen, die der Pik Bube zählt, möchte er aber sicherlich schon haben. Denn der Skat steht ja dem Alleinspieler zu.

Und er profitiert nicht nur wegen der Augen von dem Spitzentrumpf. Denn da der Spitzentrumpf im Skat liegt, sitzt er nicht bei einem der Gegenspieler, der damit vielleicht einen zusätzlichen Stich macht (oder wenigstens die zwei Augen zusätzlich einbringen kann).

Weiter angenommen, ein Spieler reizt Kreuz ohne drei bis 48 und schaut in den Skat. Dort findet er den Pik Buben. Jetzt weiß er, dass er sich überreizt hat und kann entsprechend reagieren. Er kann z.B. auf einen Grand ausweichen (der durch den Buben vielleicht sogar gewonnen wird). Aber wenn Grand keine (gewinnbare) Option ist, was dann? Müsste man dem Spieler denn dann nicht zugestehen, dass er den Pik Buben wieder drücken kann, damit er nicht zu den Spitzen zählt?

Handspiele erhöhen den Reiz- und Spielwert um eins. Der Spieler profitiert also beim Reizen davon, dass er aus der Hand spielt. Zudem ermöglicht ihm das Handspiel weitere Gewinnstufen wie Schneider, Schwarz oder Ouvert anzusagen. Und genau das – und nur das – ist der Vorteil des Handspiels. Alle anderen Skatregeln bleiben beim Handspiel unverändert. Das Spiel wird immer gleich gespielt und abgerechnet, egal ob der Alleinspieler Hand spielt oder nicht. Neben der zusätzlichen Reiz- und Spielstufe dem Alleinspieler noch weitere Zugeständnisse zu machen wäre unverhältnismäßig. Wem das Risiko zu groß ist, der kann problemlos auf diese Möglichkeit verzichten und überlässt die Spiele den Gegenspielern, indem er rechtzeitig passt. Eine Verpflichtung zum Handspiel gibt es nicht.

Noch ein kleiner historischer Exkurs zum Abschluss:

Vor der Geburtsstunde der Internationalen Skatordnung (also vor 1999) gab es eine einzige weitere Unterscheidung zwischen Handspielen und Spielen mit Skataufnahme. Handspiele zählten im Verlustfall nicht doppelt. Ein einfaches Karo Hand zählte also gewonnen oder verloren genau 27 Punkte. Eine Regel, der ich keine Träne nachweine. Oft genug habe ich es erlebt, dass ein Spieler nur deshalb Hand gespielt hat, weil er ein schlechtes Blatt auf der Hand und das Handspiel als „Billigmacher“ verwendet hatte. Nicht wenige Spiele wurden mir auf diese Weise abgereizt.

Aberglaube

Skatspieler sind abergläubig. Und wie! Egal ob blutiger Anfänger oder knallharter Profi. Ein bisschen Aberglaube steckt in (fast) jedem.

Ich bin Informatiker und Mathematiker. Und Atheist. Ich bin nicht abergläubig. Aber beim Skat…

Der Aberglaube äußert sich meist dann, wenn nichts läuft. Man sitzt da und schaut den anderen Spielern bei ihren schönen Spielen zu. Und dann beginnt es. Der Skatspieler ändert sein Verhalten und greift zum „Skat-Voodoo“.

„Einen Grand Hand nimmt man geschlossen auf.“

Die ganze Zeit wurden die Karten aufgenommen, wie der Geber sie verteilt hat. Jetzt bleiben die Karten liegen, bis jeder Spieler alle seine Karten hat. Da muss das Blatt doch besser werden.

Vor dem Abheben werden nochmal die Finger gestreckt, bis die Knochen knacken. Und dann muss man natürlich mal mit links abheben, wenn man zuvor die ganze Zeit mit rechts abgehoben hat. Was soll da jetzt noch schief gehen?

Die Rituale, die in solchen Situationen durchexerziert werden, sind zahlreich. Man dreht den Stuhl herum, setzt seine Baseballkappe falsch herum auf und geht sich buchstäblich die Hände waschen.

Als rational denkender Mensch weiß ich, dass das alles nichts nützt. Der Wahrscheinlichkeit ist es völlig egal, mit welcher Hand ich abhebe oder welches Kleidungsstück ich wierum anhabe. Aber Schaden kann es ja schließlich auch nicht. Und es vermittelt wenigstens das Gefühl, aktiv gegen einen Zustand ankämpfen zu können, den man eigentlich gar nicht beeinflussen kann.

Bei Spielern, die einen Lauf haben, sind solche heidnischen Rituale deutlich seltener anzutreffen. Es gibt mal einen Protest, wenn ein Mitspieler mit weniger Kartenglück ein neues Kartenspiel fordert oder man hält den Harndrang etwas länger zurück, da man Sorge  hat, durch den Gang zur Toilette würde der Lauf unterbrochen. Bei einem Lauf ist man also eher versucht, nichts zu unternehmen, was ihn unterbrechen könnte. Das kann selbst den stärksten Raucher dazu veranlassen, seinen sinkenden Nikotinspiegel noch ein Weilchen länger zu ertragen.

Aber ich bin ja nicht abergläubig. Ich habe daher auch gar keine solchen nutzlosen Rituale. Wenn es bei mir nicht läuft, dann ertrage ich das wie ein Mann.

Eine so richtig schlechte Serie habe ich ohnehin nur ganz selten. Und natürlich auch nur dann, wenn meine Glückssocken gerade in der Wäsche sind.

Null, ein schwieriges Spiel

Wer hat sowas noch nicht erlebt. Der Alleinspieler in Mittelhand spielt Null Ouvert mit diesem Blatt:

Kreuz 7Kreuz 9Kreuz DamePik 7Pik 9
Herz 8Herz 9Karo 7Karo 8Karo 10

Ich sitze in Hinterhand mit folgendem Blatt:

Kreuz BubeKreuz KönigKreuz AssPik DamePik König
Pik AssHerz KönigHerz AssKaro DameKaro König

Erstmal kein gutes Blatt für einen Null Ouvert. Aber nach einer kurzen Analyse stellt man fest, dass der Alleinspieler in Kreuz zu bekommen ist. Vorhand spielt klein Kreuz, ich übernehme mit dem Ass. Dann Vorhand in Karo wieder an den Stich bringen und der spielt wieder Kreuz, das ich mit dem König übernehme. Über meinen Kreuz Buben muss dann der Alleinspieler drübergehen.

Zudem gibt es auch eine Chance in Herz, auch wenn diese Möglichkeit etwas schwieriger ist. Vorhand spielt klein Karo, ich übernehme mit dem König. Dann Herz Ass vorspielen und wieder ein kleines Karo, das Vorhand mit dem Ass übernimmt. Er spielt nochmals Karo und ich werde meinen Herz König los.

Am Ende gewinnt der Alleinspieler. Was war passiert?

Ich habe ein sehr schwaches Blatt für das Null-Gegenspiel. Ich habe gerade einmal eine Möglichkeit (Karo Ass), meinen Partner wieder ans Spiel zu bringen. Ist diese Möglichkeit nicht mehr gegeben und ich komme an den Stich, mache ich unweigerlich alle restlichen Stiche.

Das Problem an diesem Blatt ist, dass es trotz meines schwachen Gegenblattes möglich ist, den Spieler in zwei Farben zu bekommen. Allerdings müssen sich beide Gegenspieler in der Farbe einig sein. Und genau deshalb hat der Alleinspieler sein Spiel gewonnen. Der Spieler in Vorhand verfolgt die eine Strategie und ich die andere. Und schnell ist ein kleiner Fehler passiert und ich komme nicht mehr vom Stich.

Beispiel 1: Vorhand spielt Herz aus mit der Absicht, den Alleinspieler in dieser Farbe zu erwischen. Ich habe mich aber auf die Kreuz-Lösung eingestellt. Daher erkenne ich die Absicht nicht und versuche, Vorhand wieder ans Spiel zu bringen, damit er Kreuz spielen kann. Das misslingt aber, da ich dazu nur eine einzige Möglichkeit in Karo habe. Wechselt Vorhand nun tatsächlich auf Kreuz, mache ich die restlichen Stiche.

Beispiel 2: Vorhand spielt Herz aus. Sein Ziel ist es also, den Alleinspieler in Herz zu bekommen. Die richtige Strategie wäre nun, dass ich Karo ausspiele, Vorhand bleibt drunter, ich spiele erneut Karo und Vorhand nimmt das Ass. Dann kommt erneut Karo und ich werfe meinen Herz König ab. Statt das erste Karo laufen zu lassen, nimmt er aber gleich das Ass und spielt mich erneut in Karo ein. Ich kann ihn aber jetzt nicht mehr ans Spiel bringen und mache alle restlichen Stiche.

Sicher: Einer der Gegenspieler muss einen Fehler machen, damit der Alleinspieler sein Spiel verliert. Ich wollte mit dem Beispiel verdeutlichen, dass es gerade bei Nullspielen sehr häufig vorkommt, dass jeder Gegenspieler eine andere Strategie verfolgen. Und statt sich auf die Strategie des Partners einzustellen, wird stattdessen versucht, seine Strategie mit „Gewalt“ durchzubringen.

Wäre der Alleinspieler in dem Beispiel nur in einer einzigen Farbe schwach gewesen, dann hätte er das Spiel vermutlich nie gewonnen, denn beide Gegenspieler stellen sich sofort auf diese eine Farbe ein und es kann keine Missverständnisse geben. Das Missverständnis wie in Beispiel 1 beschrieben kann dann erst gar nicht vorkommen.

Viele Spieler – auch die mit längerer Spielerfahrung – haben große Probleme mit dem Gegenspiel beim Null. Grund genug, sich das Spiel einmal etwas näher anzuschauen.

Ich gewinne ein Nullspiel genau dann, wenn ich keinen einzigen Stich mache.

Bei jedem anderen Spiel im Skat ist mein Ziel das genaue Gegenteil: Ich versuche, möglichst viele Stiche zu machen um mein Spiel zu gewinnen. Augen spielen beim Null übrigens gar keine Rolle, ich verliere auch dann, wenn ich einen Stich mit 0 Augen mache.

Beim Nullspiel gibt es keinen Trumpf.

Buben sind ganz normale Karten und werden im Rang vor der Dame einsortiert. Auch das gibt es nur beim Nullspiel. Eine weitere Konsequenz: Es gibt keine Spitzen. Das Nullspiel hat daher feste Grundwerte: 23 für einen „normalen“ Null, 35 für einen Null Hand, 46 für einen Null Ouvert und 59 für einen Null Ouvert Hand. Ach ja: Auch der Null Ouvert ist eine Besonderheit, alle anderen Spiele kann man im Skat nämlich nur dann offen spielen, wenn man aus der Hand spielt. Den Null Ouvert darf man auch nach Skataufnahme spielen. Es gibt auch keine weiteren Gewinnstufen. Jedes Nullspiel endet auf eine dieser beiden Möglichkeiten: Der Alleinspieler gewinnt oder verliert. Schneider oder Schwarz gibt es nicht.

Die 10 ist eingereiht.

Sie wird nicht vor dem Ass, sondern nach der 9 einsortiert. Wer kennt das nicht: Ein Spieler sagt ein Nullspiel an und plötzlich sind die Gegenspieler erstmal damit beschäftigt, ihre Handkarten neu zu sortieren.

Das Nullspiel ist also ein völlig anderes Spiel als alle anderen Spiele im Skat. Quasi ein „Spiel im Spiel“.

Der erste Stich beim Nullspiel dauert auch gerne einmal etwas länger. Die Gegenspieler müssen sich erstmal auf das Spiel einstellen. Eine für Farb- und Grandspiele bereits vorbereitete Taktik wird beim Nullspiel kaum Anwendung finden. Also muss man seine Taktik komplett überdenken.

Zudem gibt es relativ wenige Nullspiele. In einer Serie (36 Spiele) sind es meist gerade einmal zwei oder drei. Serien ganz ohne Nullspiele sind keine Seltenheit. Das Nullspiel wird auch gerne mal als Ausweichspiel genommen, wenn man schlecht gefunden hat und kein teures Farbspiel verlieren möchte. In diesem Fall ist es meist nicht schwierig, das Spiel „umzumachen“.

Man hat also stets mehr Spielpraxis bei Farb- und Grandspielen als bei Nullspielen. Klar: Bei Skatprofis, die bereits viele tausende von Spielen gespielt haben spielt das irgendwann keine große Rolle mehr, sie können schnell umdenken und sofort von „normalem“ Spiel auf Null umstellen. Aber der Weg dorthin ist beim Nullspiel wegen seines geringen Vorkommens deutlich länger.

Noch ein Beispiel?

Mittelhand spielt Null Ouvert mit diesem Blatt:
Kreuz 7Kreuz 9Kreuz 10Pik 7Pik 9
Pik 10Herz 7Herz 9Herz 10Karo 8

Hinterhand hat dieses Blatt:

Kreuz KönigKreuz AssPik 8Pik DamePik König
Pik AssHerz KönigHerz AssKaro BubeKaro Ass

Der Alleinspieler verliert, allerdings erst im achten Stich. Die Auflösung gibt es übrigens hier.

Und ein Klassiker, diesmal mit allen drei Blättern.

Mittelhand (spielt Null Ouvert):

Kreuz 7Kreuz 8Pik 8Pik 9Herz 8
Herz 9Karo 7Karo 8Karo 9Karo 10

Vorhand:

Kreuz BubeKreuz DameKreuz KönigKreuz AssPik 7
Pik DamePik KönigHerz 7Herz DameHerz König

Und Hinterhand:

Kreuz 9Kreuz 10Pik 10Pik BubeHerz 10
Herz BubeKaro BubeKaro DameKaro KönigKaro Ass

Auch dieser Null Ouvert ist „kaputtbar“. Die Auflösung gibt es hier.

Man stelle sich nun diese Spiele bei einem Turnier vor. Oder noch schlimmer, bei einem Online-Turnier, wo in der Regel noch schneller gespielt wird. Hand aufs Herz: wer hätte den Lösungsweg gefunden? Und leider wäre das noch nicht einmal genug, auch der Mitspieler muss den Lösungsweg finden und mitgehen.

Für den Alleinspieler ist das Spiel in der Regel relativ leicht zu spielen. Nur selten ergeben sich Situationen, in denen der Alleinspieler zu dem Ausgang des Spiels entscheidend beiträgt. Ein schönes Beispiel ist unser Spiel des Monats Mai 2011. Der Alleinspieler hat ein nicht allzu gutes Nullspiel, das aber auf Grund der Kartenverteilung absolut unverlierbar ist. Dennoch können die Gegenspieler den Alleinspieler in eine Situation bringen, in der er sich für eine von zwei Farben entscheiden muss. Und da er die Karten der Gegenspieler nicht kennt, kann er sich hier für die falsche Farbe entscheiden und das Spiel so doch für die Gegenspieler entscheiden.

So schwierig das Nullspiel für manche auch ist (und nicht selten wird am Tisch laut aufgestöhnt, wenn ein Spieler ein Nullspiel ansagt), so faszinierend ist das Spiel auch, wie die Beispiele deutlich machen. Sie zeigen nicht nur, wie schwierig ein Nullspiel sein kann, sie zeigen auch die Komplexität dieses besonderen Spiels.

Weiterlesen

Skat kann so grausam sein

Schonmal sowas erlebt? Ein Turnier über 8 Serien, erste Serie. Da sitzt man eine Weile ohne einmal 18 sagen zu können, bekommt dann endlich in Spiel 12 ein halbwegs brauchbares Spiel und muss sich auch noch mühsam den Sieg erkämpfen. Am Ende winken für die schwer erarbeiteten 62 Augen ganze 27 Punkte für das gewonnene Karo ohne zwei. Und der Typ, der einem gegenüber sitzt und bislang eher durch blöde Sprüche als durch gutes Skatspiel aufgefallen ist, knallt anschließend in vier Spielen drei Grands raus, zwei davon mit Schneider. Am Ende der Serie verlässt er mit über 1.500 Punkten den Tisch, während man selbst froh sein kann, noch 800 Punkte gerettet zu haben.

Skat kann richtig unfair sein. Ein Karospiel zählt weniger als ein Kreuzspiel, ein Karospiel ist deswegen aber nicht einfacher zu spielen als ein Kreuzspiel, die Farbe macht beim Spiel überhaupt keinen Unterschied.

Noch gravierender ist der Unterschied zu Grandspielen. Grands sind a) sehr teuer (Grundwert 24) und werden b) viel weniger verloren als Farbspiele.

Ich habe mir aus unserer Turnierdatenbank mal alle Spiele der letzten Wochen rausgesucht. Von 70.630 Kreuzspielen wurden 15.871 verloren. Das entspricht einer Quote von 22%. Von 108.164 Grands wurden hingegen gerade einmal 9.403 Stück verloren, also nicht einmal 9%.

Ich persönlich finde (das lässt sich leider nicht so einfach mit Zahlen untermauern), dass Grands auch deutlich einfacher zu spielen sind. Die meisten Grands sind genau dann schwierig, wenn sie nicht geplant waren, sondern nur deswegen gespielt werden, weil ein Bube im Skat das Farbspiel unmöglich gemacht hat. Viele Grands sind einfach so stark, dass sie unverlierbar sind. Nicht selten sieht man Farbspiele mit 7 Trumpf und guter Beikarte umgehen, während ein Grand mit 4 eigentlich nur dann verloren wird, wenn der Spieler nicht erkannt hat, dass er gar keinen Grand auf der Hand hat.

Also warum werden beim Skat die Spiele belohnt, die am Einfachsten zu spielen sind? Natürlich freut man sich über einen Grand Ouvert, er ist so selten, dass viele Spieler noch nie einen gespielt haben, aber wenn man ihn hat ist spielerisches Können nicht gefragt.

Klar, Skat ist kein Bodenturnen. Es gibt keine Jury, die nach einem Spiel bewertet, wie gut der einzelne Spieler gespielt hat und anschließend Punkte in der B-Wertung verteilt. Bei der erwähnten Serie hätte ich mir aber gewünscht, es wäre so.

Die Frage ist jetzt, ob das so schlimm ist. Natürlich ist es ärgerlich, wenn ich mein einfaches Herz nicht bekomme, weil ein anderer Spieler ein einfaches Pik reizt. Und natürlich ist es ärgerlich, wenn ich mir das süffisante Grinsen von dem Spieler gegenüber anschauen muss, der tatsächlich der Meinung ist, weil er einen Oma-Grand nach dem anderen bekommt wäre er ein guter Skatspieler.

Denn irgendwann habe ich auch einen Lauf. Und über den freue ich mich. Das setzt eine ganze Menge Endorphine frei. Und bei einem Grand Ouvert freuen sich in der Regel auch die Mitspieler für den Glückspilz mit, und das nicht nur wegen der Runde, die er dann ausgibt.

Bei einem Turnier über 8 Serien oder im Liga-Spielbetrieb sind es genau die schwierigen Spiele, die den Unterschied machen. Je mehr Spiele gespielt werden desto wahrscheinlicher ist es, dass ich genau so viele „Omas“ hatte wie meine Gegenspieler. Wenn meine Gegenspieler aber das schwierige Karo ohne 2 verlieren, das ich gewonnen habe, dann wird sich das am Ende im Ergebnis widerspiegeln. Nicht umsonst sieht man bei großen Turnieren immer die selben Gesichter an den (gesetzten) vorderen Tischen. Und mein Grinsemann aus der ersten Serie, der durfte nach seinem Lauf mal kurz testen, wie gut die Luft an den Tischen mit der einstelligen Tischnummer ist. Lange aufgehalten hat er sich dort nicht.