Die Gegenfarbe

Ich habe ja neulich über den erlaubten Kartenverrat beim Doppelkopf geschimpft. Ich muss das jetzt ein wenig revidieren.

Denn auch beim Skat gibt es durchaus einige – reguläre – Möglichkeiten, seinem Mitspieler Hinweise auf sein Blatt zu geben. Die meiner Meinung nach wichtigste Möglichkeit möchte ich hier kurz vorstellen.

Der Alleinspieler spielt einen Grand. Ich bin Teil der Gegenpartei und mein Partner in Vorhand spielt den Kreuz Buben aus.

Dies kann bedeuten, dass er selbst trumpfstark ist (z.B. hat er neben dem Kreuz Buben noch einen zweiten oder sogar dritten Buben), es kann aber auch bedeuten, dass er kein Ass zum Anspielen hat und sich von mir eine Information wünscht, welche Farbe er nachspielen soll.

Egal, aus welchem Grund mein Partner den Kreuz Bubgen gespielt hat: Jetzt ist es an mir, meinem Partner zu helfen und ihm zu zeigen, was ich auf der Hand habe. Und hier greift das Konzept der „Gegenfarbe“. Angenommen, ich habe eine ziemlich lange Farbe mit dem Ass. Ich kann dieses Ass nun schmieren und werde das ggf. auch genau dann tun, wenn ich neben dem Ass noch mindestens die 10, besser auch noch den König habe. Viel besser ist es aber, wenn ich meinem Partner dieses Ass anzeigen kann, ohne die Farbe selbst spielen zu müssen. Und genau hier greift das Konzept der Gegenfarbe. Ich lege also die höchste Karte der Gegenfarbe in den Stich. Mein Partner kann jetzt meine Ass-Farbe ausspielen und ich kann mit dem Ass den Alleinspieler zum Stechen zwingen.

Was genau ist aber die Gegenfarbe? Das ist ganz einfach:

Die Gegenfarbe zu Kreuz ist Pik und umgekehrt.
Die Gegenfarbe zu Herz ist Karo und umgekehrt.

Auch wenn ich selbst kein eigenes Ass habe, muss ich die Gegenfarbe bei meiner Wahl berücksichtigen. Habe ich z.B. in einer Farbe 10 und Lusche auf der Hand, dann möchte ich nicht, dass mein Partner diese Farbe anspielt (und der Alleinspieler meine 10 rausschnippeln kann). Also werde ich die Gegenfarbe meiden.

Es gibt zahlreiche Situationen, in der die richtige Anzeige der Gegenfarbe über Sieg oder Niederlage entscheidet. Oft sind beide Gegenspieler nur gemeinsam stark und dann kann es entscheidend sein, dass mein Partner möglichst schnell über meine Stärken informiert wird.

Ein Beispiel: Im Spiel des Monats März 2011 muss der Alleinspieler wegen dem Pik Buben im Skat einen Notgrand spielen. Er gewinnt das Spiel. Hätte der Gegenspieler den Kreuz Buben gespielt, um seinem Partner die Möglichkeit zu geben, seine starke Farbe zu zeigen (hier: die Karo 8 um das Herz Ass zu zeigen), wäre der Alleinspieler schwarz geworden.

Auch zu dieser Regel gibt es natürlich Ausnahmen. Wenn mein Partner den Kreuz Buben spielt und ich habe eine blanke 10 auf der Hand, dann kann es sinnvoll sein, diese zuzugeben statt stur auf die Gegenfarbe hinzuweisen. Eventuell kann mein Partner ja auf Grund meiner Reizung auf meine lange Farbe schließen, dann ist ein weiterer Hinweis über die Gegenfarbe gar nicht erforderlich.

Die Gegenfarbe ist also ein sehr mächtiges Instrument für die Gegenspieler, um dem Partner früh im Spiel oftmals entscheidende Hinweise zu geben. Und das völlig regelkonform!