Falsche Signale

Vorhand spielte einen Grand und eröffnete mit dem Pik Buben. Mittelhand legte den Herz Buben. Ich hatte keinen Buben und legte eine Lusche.

Dieser Stich sagte sehr viel über das Blatt des Alleinspielers und das meines Partners. Es sagte mir Folgendes:

Vorhand hatte drei Buben, nämlich Kreuz, Pik und Karo. Mein Partner hatte nur den Herz Buben.

Klar: Hätte mein Partner den Kreuz Buben, dann hätte er den Stich übernommen. Hat er nicht, also hat Vorhand den Kreuz Buben. Der Karo Bube liegt auch bei Vorhand. Denn andernfalls hätte mein Partner in Mittelhand den Karo Buben auf den Pik Buben gelegt, nicht den Herz Buben.

Und genau da sollte ich mich irren. Mein Partner hatte durchaus den Karo Buben. Und dieser Irrtum hat uns am Ende das Spiel gekostet. Wir hatten über 50 Augen liegen. Hätte ich geahnt, dass mein Partner noch einen Buben haben könnte, dann hätte ich anders gespielt und wir hätten einen Stich mehr gemacht. Der hätte zum Sieg gereicht.

Nach dem Spiel sprach ich meinen Mitspieler darauf an, dass er mir mit dem Herz Buben ein falsches Signal gesendet hat. „Wieso? Ob ich den Karo oder den Herz Buben lege macht doch keinen Unterschied!“. Eben doch. Der Alleinspieler weiß, welche Buben er hat und welche bei uns liegen. Mein Mitspieler wusste es nach dem ersten Spiel auch. Nur ich konnte nicht wissen, wie die beiden letzten Buben verteilt sind. Wenn es also – aus seiner Sicht – egal ist, welchen Buben er spielt, dann wäre es richtig gewesen, wenn er mir mit dem Karo Buben angezeigt hätte, dass er den Herz Buben auch noch hat.

Noch ein ähnliches Beispiel:

Der Alleinspieler spielt ein Farbspiel. Ich habe in Vorhand in einer Fehlfarbe alle Karten bis auf 7, 8 und Ass. Ich spiele die 9 aus, der Alleinspieler übernimmt mit dem Ass, mein Partner spielt die 8.

Damit ist für mich klar, dass die 7 der Fehlfarbe beim Alleinspieler liegen muss. Er kann sie natürlich gedrückt haben. Aber eins ist klar: Mein Partner hat die 7 nicht, sonst hätte er sie auf das Ass gelegt. Auch hier gilt: 7 und 8 sind gleichwertig. Beide bringen dem Alleinspieler 0 Augen und beide machen sicherlich keinen Stich. Aber die 8 signalisiert: Ich habe die 7 nicht! Die 7 bedeutet: Ich habe vielleicht auch noch die 8. Solche kleinen aber feinen Unterschiede können schonmal den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage – oder Schneider und nicht Schneider – ausmachen.

Beim Skat darf man keine Äußerungen machen, die Auskunft über die eigenen Karten geben (ISkO 4.2.9). Umso wichtiger ist es, seinem Partner durch solche Feinheiten auf erlaubtem Wege möglichst viel über sein Blatt zu verraten.

Das unfaire Nullspiel

Ich habe unfair gespielt. Behauptete einer meiner Mitspieler. Er war ziemlich sauer auf mich.

Ich reizte in Mittelhand einen Null Ouvert, ich hatte nur eine Karte zu drücken. Nach dem Aufnehmen hatte ich leider drei Karten zu drücken. In Kreuz hatte ich die Kreuz 8 und die 9 sowie den blanken Herz König. Ich drückte den Herz König und die Kreuz 8 und spielte meinen Null Ouvert.

Vorhand spielte die Kreuz 7, ich bediente mit der Kreuz 9, Hinterhand musste übernehmen. Ich gewann mein Spiel.

Der Mitspieler in Vorhand, der die Kreuz 7 ausgespielt hatte, war jetzt sauer. Weil ich die Kreuz 8 gedrückt und ihn damit getäuscht hatte. Ich war erstmal total perplex und dachte, er macht einen Witz, aber es war sein voller ernst.

Wenn man als Gegenspieler seinem Partner falsche Signale sendet, dann kann man da schonmal sauer sein. Aber als Gegenspieler sauer auf den Alleinspieler sein, weil der so gedrückt hat, dass er sein Spiel gewinnt, das ist mir dann doch noch nie passiert.

Interessanterweise hätten die Gegenspieler das Spiel gewinnen können. Der Spieler in Vorhand hatte die restlichen Karten meiner langen Farbe. Hätte er diese vorgespielt, dann hätte Hinterhand alle seine Kreuzkarten abwerfen können.

Aber Vorhand wollte es sich einfach machen. Und was kann er denn dafür, dass ich so egoistisch bin und nur meinen eigenen Spielgewinn im Sinn habe…