Der nicht begangene Regelverstoß (2)

Ich muss zu meinem letzten Beitrag ein paar Punkte ergänzen, ich habe es mir an zwei Stellen etwas einfach gemacht.

Wird ein Regelverstoß begangen, nachdem das Spiel bereits entschieden ist, spielt der Regelverstoß keine Rolle. Ein einmal gewonnenes Spiel kann auch durch einen Regelverstoß nicht mehr verloren werden.

Außerdem gibt es eine Situation, in der ein Spiel doch in der Stufe „Schneider“ abgerechnet wird, wenn die Gegenspieler einen Regelverstoß begehen. Nämlich genau dann, wenn der Alleinspieler auf Grund der Reizhöhe die Gegenspieler Schneider spielen muss. Aber auch hier gilt: Wenn die Gegenspieler bereits aus dem Schneider waren, verliert der Alleinspieler auch nach einem Regelverstoß der Gegenspieler.

Der nicht begangene Regelverstoß

Eine häufig gestellte Frage. Ein Gegenspieler begeht einen Regelverstoß, z.B. indem er die ausgespielte Farbe nicht bekennt. Der Alleinspieler kann jetzt das Spiel zu seinen Gunsten beenden. Das Spiel wird dann in der Stufe einfach, also nicht Schneider oder Schwarz, beendet.

Angenommen, die Gegenspieler sind zum Zeitpunkt des Regelverstoßes noch nicht aus dem Schneider und der Alleinspieler sieht gute Chancen, dass er die Gegenspieler Schneider spielen kann. Er kann dann darauf bestehen, dass der Regelverstoß korrigiert und weitergespielt wird.

Und jetzt kommt die häufig gestellte Frage: Muss der Alleinspieler die Gegenspieler dann Schneider spielen?

Nein, muss er nicht. Der Regelverstoß wird einfach korrigiert und es wird weitergespielt, als wäre er nicht begangen worden. Ob die Gegenspieler Schneider werden oder nicht spielt keine Rolle. Aber: Der Alleinspieler kann sein Spiel auch verlieren!

ISkO 4.1.6: Die schuldige Partei ist zum Weiterspiel verpflichtet, wenn es die andere Partei verlangt. Dann zählt der Regelverstoß als nicht begangen.

Im Zweifel sollte man dem geschenkten Gaul also nicht ins Maul schauen sondern den Regelverstoß der Gegenspieler dankend annehmen und das Spiel beenden.

Das Blatt des Anderen

Ich habe neulich mal wieder Doppelkopf gespielt. Beim Doppelkopf muss man innerhalb einer Serie (24 Spiele) ein Solo spielen. Schafft man das nicht, muss man ein „Pflichtsolo“ spielen, man wird also zum Solo gezwungen.

Ich lag in der Serie abgeschlagen auf dem letzten Platz, dann kam mein Pflichtsolo. Normalerweise ein Schlachtfest für die Gegenspieler. Ich hatte aber das Glück, ein echt gutes Blatt auf die Hand zu bekommen. Ich spielte einen „Fleischlosen“ (da gibt es gar kein Trumpf). Ich konnte das Spiel allenfalls theoretisch verlieren.

Beim Doppelkopf muss man eine Ansage machen, bevor man seine zweite Karte spielt. Obwohl ich das Spiel nicht verlieren konnte, habe ich meine Klappe gehalten. Prompt kam von einem der Gegenspieler das bei Pflichtsoli fast schon obligatorische „Kontra“. Ich habe im nächsten Stich dann „Re“ gesagt, denn durch das „Kontra“ der Gegenspieler hatte ich einen Stich mehr Zeit bekommen für meine Ansage. Am Ende habe ich erwartungsgemäß mein Spiel deutlich gewonnen. Durch die doppelte Ansage kam ich dann vom letzten auf den ersten Platz.

Der Spieler, der Kontra gesagt hatte, war ziemlich sauer. Auf mich. Denn wenn mein Spiel so unverlierbar wäre, hätte ich ja gleich Re ansagen können.

Aber ich habe ihn ja nicht zu seinem Kontra gezwungen. Er hat nur deswegen Kontra gesagt, weil er der Meinung war, dass man soetwas bei einem Pflichtsolo nunmal tut. Es steht aber nirgendwo geschrieben, dass man sein Pflichtsolo unbedingt verlieren muss. Und erst recht steht nirgendwo geschrieben, dass man mit einem unverlierbaren Pflichtsolo auf jeden Fall Re ansagen muss, um die Gegenspieler von einer falschen Kontra-Ansage abzuhalten. Hätte er kein Kontra gegeben hätte ich mein Spiel mit einem einzigen Pünktchen gewonnen und wäre weiterhin Letzter geblieben. Nur sein Kontra hat es überhaupt möglich gemacht, dass ich mein Spiel so teuer gewinne.

Das erinnert mich an meine Jugend (lang, lang ist’s her). Da haben wir in der Schule viel Skat gespielt, jede noch so kurze Pause wurde dafür genutzt. Natürlich mit Kontra, Re, Bock und Ramsch.

Bei einem Spiel hatte ich 7 Trumpf und eine gute Beikarte. Ein unverlierbares Spiel. Plötzlich brüllte Hinterhand „Kontra“. Ich war so erstaunt, dass ich erstmal mein Blatt studieren musste, ob es nicht doch irgendeine Möglichkeit zum Spielverlust gab. Als ich keine fand sagte ich „Re“.

Es stellte sich heraus, dass der Spieler deswegen Kontra gab, weil er keinen einzigen Trumpf hatte. Sein Schluss war der, dass dann ja sein Partner einen ganzen Baum voll Trumpf haben muss.

Aus beiden Ereignissen kann man den gleichen Schluss ziehen: Man sollte nur mit seinem eigenen Blatt spielen und nicht mit dem Blatt anderer Spieler.