Das unverlierbare Spiel

Es gibt Spiele, die sind von Anfang an unverlierbar. Ein Beispiel ist z.B. das gemauerte Spiel, das in Vorhand immer ein unverlierbarer Kreuz Hand ist:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKaro BubeKreuz Dame
Kreuz 9Kreuz 7Pik AssHerz 7Karo König

Man gerät hier leicht in Versuchung, den Skat aufzunehmen. Zum einen, da man die Hoffnung hat, aus dem Spiel einen Grand zu machen (was ziemlich unwahrscheinlich ist), zum anderen aber, da man vielleicht das Bedürfnis verspürt, sich das Blatt „schönzudrücken“. Diese blanke Herz-Lusche und der blanke Karo König stören einfach die Optik.

Diesem Impuls sollte man widerstehen und sich lieber kurz die Zeit nehmen um zu überprüfen, ob man das Spiel denn überhaupt verlieren kann. Im obigen Beispiel ist das einfach. Die Gegenspieler machen zwei Stiche und können damit maximal auf 46 Augen kommen (zwei Asse, zwei 10er und der Karo König).

Ich bin mir sicher, dass viele Spieler dieses Spiel nicht aus der Hand spielen. Die Neugier auf das, was im Skat liegen könnte, ist einfach zu groß. Und wie sehr würde man sich ärgern, wenn am Ende dann doch das Kreuz Ass liegen würde. Aber hier sollte man sich kurz die Wahrscheinlichkeit vor Augen führen. Von 231 möglichen Findungen ist bei gerade einmal 21 Findungen das Kreuz Ass enthalten. Nehme ich noch die Findung von Herz und Karo Ass dazu (auch wenn der Grand theoretisch verlierbar ist), dann finde ich mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 9,5% zum Grand. Und verzichte damit auf 12 sichere Punkte durch das Handspiel.

Bei anderen Spielen ist nicht ganz so schnell ersichtlich, dass man ein unverlierbares Spiel auf der Hand hat. Bestes Beispiel ist der „Klassiker“ unter den in Vorhand unverlierbaren Spielen:

Kreuz BubePik BubeKreuz AssKreuz 10Pik Ass
Pik 10Herz 8Herz 7Karo 8Karo 7

Nicht wenige Skatspieler reizen dieses Spiel gerade einmal bis 27. Und nehmen den Skat auf, wenn sie das Spiel bekommen. Dabei ist der Grand Hand in Vorhand unverlierbar. Auch hier bietet es sich an zu überlegen, wie viele Augen die Gegenspieler bekommen können. In vier Stichen sind das zwei Asse, zwei 10er und vier Könige. Macht 58 Augen.

Es lohnt sich also, insbesondere bei den guten Spielen genau hinzuschauen, ob ich nicht ein von vornherein unverlierbares Spiel auf der Hand habe. Durch das Handspiel kann man sich einige zusätzliche Punkte sichern.

Update 19:00 Uhr:

Christoph schreibt auf Facebook korrekterweise, dass ich bei der Bewertung des Kreuz Hand-Spiels die Schneider- und Schwarz-Möglichkeit außer acht gelassen habe. Das stimmt, weswegen ich das hier gerne ergänze.

Bei 21 möglichen Findungen ist das Kreuz Ass enthalten und ich kann einen sicheren Grand spielen. Bei weiteren 18 Findungen wird das Kreuzspiel schwarz oder ich habe ebenfalls einen Grand (z.B. Kreuz 10, 8 oder Pik 10, Herz Ass).

Finde ich nur ein Kreuz oder ein Ass oder die Pik 10 wird das Kreuzspiel auf jeden Fall Schneider und das Spiel ist damit genauso teuer wie das Kreuz Hand. Dafür gibt es insgesamt 90 weitere mögliche Findungen. Hinzu kommt die Findung von Karo bzw. Herz 10 und König, bei denen das Spiel mit großer Wahrscheinlichkeit Schneider wird. Macht insgesamt 92.

Das bedeutet: In 17% aller Fälle wird das Spiel nach der Findung teurer als durch das Handspiel (Grand oder Kreuz schwarz). In 40% aller Fälle wird das Spiel nach der Skataufnahme sicher Schneider und ist damit genauso teuer wie das Handspiel.

Damit wird bei mehr als jedem zweiten Spiel (57%) das Spiel nach Skataufnahme genauso teuer oder teurer als das Handspiel. Bleiben 43% der Spiele, bei denen ich auf die 12 sicheren Punkte durch das Handspiel verzichte.

Ich muss meine Aussage oben, dass dieses Spiel besser immer aus der Hand gespielt wird, revidieren.