Skat vs. Doppelkopf: Der erlaubte Kartenverrat

Ich gestehe: Ich spiele auch gerne mal Doppelkopf. Wir haben da eine sehr nette Runde, die sich so ca. 10 Mal im Jahr trifft.

Es gibt ja einige Ähnlichkeiten zum Skat. Ich denke auch, dass ich ganz gut Doppelkopf spiele. Aber es gibt beim Doppelkopf etwas, das mich von Anfang an gestört hat.

Für alle Blogleser, die mit Doppelkopf nicht so gut vertraut sind: Doppelkopf wird zu viert gespielt und meistens spielen je zwei Spieler zusammen: Die beiden, die die Kreuz Dame auf der Hand haben (die „Re“-Partei) und die beiden, die die Kreuz Dame nicht haben (die „Kontra“-Partei). Ein wesentliches Element des Spiels ist es, dass die Spieler während des Spiels herausfinden müssen, mit wem sie denn eigentlich zusammenspielen. Nicht selten erkennt man das mit absoluter Gewissheit erst im letzten Stich.

Jetzt zu dem, was micht stört: Es gibt beim Doppelkopf „Konventionen“. Und diese gelten übrigens auch bei Turnieren und anderen höchstoffiziellen Veranstaltungen. Sie haben sogar einen Namen: Das „Essener System“.

Diese Konventionen dienen insbesondere dazu, dass man seinen Spielpartner frühzeitig erkennt, also bevor dieser eine Ansage macht oder eben die Kreuz Dame spielt.

Als Skatspieler stören mich diese Konventionen. Die meisten davon sind nämlich nichts anderes als Kartenverrat. Das, was beim Skat absolut verboten ist und i.d.R. mit dem Verlust des Spiels endet, ist beim Doppelkopf also nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich gewünscht.

Ein Beispiel: Bin ich im ersten Stich in Vorhand und spiele die Herz 10 aus, dann gebe ich zu erkennen, dass ich Re bin, also die Kreuz Dame habe. Mein Partner gibt sich dann schnell zu erkennen, indem er eine Trumpfkarte mit hohem Zählwert dazu gibt (bestenfalls das Karo Ass). Meist ist also bereits im ersten Stich für alle Mitspieler geklärt, wer mit wem zusammenspielt.

Man beachte aber: Das ist keine offizielle Doppelkopf-Regel! Nirgends steht geschrieben, dass ich die Herz 10 nur dann im ersten Stich ausspielen darf, wenn ich Re bin! Ich darf das auch als Kontra-Mann machen. Aber machen Sie das mal auf einem Turnier. Es gibt nur wenige, die das getan haben und heute davon berichten können…

Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass das noch kein Kartenverrat ist. Ich habe einfach nur eine ganz bestimmte Karte ausgespielt, die Mitspieler ziehen daraus ihre Schlüsse.

Aber es kommt noch besser:

Es gibt die „Stille Abfrage“. Das ist echt übel. Diese Konvention geht so:

Vorhand spielt irgendeine Farbe aus. Du hast diese Farbe nicht. Du kannst nun also trumpfen oder eine andere Farbe abwerfen. Jetzt wäre es doch sehr nett, wenn man wüsste, ob der Spieler, der den Stich z.Zt. besitzt, zur eigenen Partei gehört. Eine Möglichkeit ist, eine Ansage zu machen. Man kann dann dem Spieler, dem der Stich z.Zt. gehört, Gelegenheit geben, ebenfalls eine Ansage zu machen (i.d.R. „keine 90“). Der Nachteil ist, dass dann bereits sehr früh eine ziemlich hohe Ansage im Raum steht, die man erst einmal erreichen muss. Die andere Möglichkeit ist die „Stille Abfrage“. Bin ich Kontra, verzögere ich einfach mein Ausspiel. Und zwar so lange, dass es auffällig ist. Das darf ich – gemäß dieser Konvention – nur machen, wenn ich Kontra bin. Ich erwarte damit, dass der Spieler, der z.Zt. im Besitz des Stiches ist, Kontra ansagt, wenn er Kontra ist. Das muss er übrigens auf jeden Fall tun, egal wie schlecht sein Blatt ist. Denn ich habe das durch meine Abfrage ja verlangt. Hält er den Mund, ist er Re und alle Spieler wissen das. Und egal ob eine Ansage erfolgt oder nicht: Alle wissen, dass ich Kontra bin. Und ob der Ausspieler Kontra oder Re ist.

Und das ist nun wirklich absoluter Kartenverrat. Diese Situation ergibt sich nicht aus dem Spiel, sondern ein bestimmtes Verhalten wird dazu genutzt, etwas über mein Blatt zu verraten. Meiner Meinung nach ist das absolut mit dem herausfordernden Vorziehen einer Karte beim Skat vergleichbar (verboten gemäß ISkO 4.2.7).

Das stört nicht nur mich. Nicht wenige Spieler spielen ohne die „Stille Abfrage“. Das ist gemäß dieser Konvention auch erlaubt! Man muss dies aber vor Spielbeginn explizit ankündigen. Manch ein Doppelkopfspieler geht auf Nummer Sicher und fragt vorher bei seinen Mitspielern nach, ob diese mit stiller Abfrage spielen oder nicht.

Obwohl ich nicht viel Doppelkopf spiele, habe ich folgende Situation bereits mehrmals erlebt. Ein Spieler kündigt deutlich an, dass er nicht mit stiller Abfrage spielt. Später im Spiel ergibt sich dann genau die oben geschilderte Situation: Der Spieler muss eine Karte legen und zögert. Vermutlich einfach deshalb, weil er überlegt, welche Karte er legen will oder ob er eine Ansage macht. Der Besitzer des Stichs interpretiert dies als „Stille Abfrage“. Da er keine Kreuz Dame hat, sagt er trotz seines schlechten Blatts Kontra an. Da der zögernde Spieler ohne stille Abfrage spielt, sticht er ein und sagt seinerseits „Re“ an. Ggf. folgen noch weitere Ansagen. Ein teures Spiel. Der Kontra-Mann ist sauer, der Re-Mann wundert sich, da er ja extra angesagt hat, dass er ohne „Stille Abfrage“ spielt. Die Stimmung am Tisch ist hin.

4 Gedanken zu “Skat vs. Doppelkopf: Der erlaubte Kartenverrat

  1. Denke mal, das ist wie so vieles im Leben Geschmackssache 😉 . Ich spiele auch sehr gern Doko (kann man übrigens natürlich auch online) . Wenn man möglichst viel und hoch gewinnen möchte, kommt man um ein Spielen mit Ansage auf höherem Niveau glaube ich nicht herum. Die Regeln sind aber dazu für meinen Geschmack ziemlich kompliziert, wenn man ins Detail geht, Du hast ja nur ein paar ganz wenige einfache Beispiele erwähnt. Ein großer Reiz des Spieles geht hierdurch natürlich verloren, es sei denn, man weiß nicht genau, ob die Mitspieler ebenfalls mit Konventionen spielen oder ob sie diese auch wirklich beherrschen, dann wirds dann wieder richtig spannend um nicht zu sagen verwirrend. Und bei so manchem Spiel erfährt man erst in den letzten Stichen, mit wem man wirklich zusammen gespielt hat (Schreck lass nach!).
    Andererseits hat diese nonverbale Kommunikation auch ihre Reize und es ist schon toll, wenn man sich ohne Worte super versteht und somit auch schwierige Spiele gewinnt.
    Das ist ähnlich wie bei Skat online, wenn 2 Spieler gegen einen (armen) Dritten spielen, die sich seit Jahren kennen und genau wissen, was der Mitspieler in bestimmten Situationen von ihnen sehen möchte… (Was dann nicht unbedingt eine Skypefolge ist, wie häufig vermutet….!) .
    Das Pendent zum Essener System im Skat ist in gewisser Weise ja das Anzeigen der Gegenfarbe(oder gar der doppelten etc.), aber auch das beherrschen nicht sooo viele Spieler.
    Ich finde sowohl Doko als auch Skat immer interessant, egal ob mit oder ohne Ansage oder Gegenfarbe :-) !
    In diesem Sinne „Gut Blatt“ !!

  2. Die Gegenfarbe ist ein sehr schönes Beispiel für eine Konvention im Skat, da hast Du recht. Und der Unterschied zur ausgespielten Herz 10 ist nicht sehr groß.

    In diesem Zusammenhang ist es mir übrigens aufgefallen, dass Doppelkopfspieler das Konzept der Gegenfarbe überhaupt nicht kennen (auf jeden Fall die, mit denen ich bislang gespielt habe). Wenn ein Spieler ein Solo spielt und ich eine Gegenfarbe zu meinem langen Ass abwerfe, dann wird eigentlich immer diese Farbe statt die Gegenfarbe nachgespielt. Man zeigt also seine starke Farbe eher dadurch an, dass man eine Karte dieser Farbe zugibt.

    Viele Grüße

    Markus

  3. Pingback: Das Blatt des Anderen | Skatblog

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