Das unfaire Nullspiel

Ich habe unfair gespielt. Behauptete einer meiner Mitspieler. Er war ziemlich sauer auf mich.

Ich reizte in Mittelhand einen Null Ouvert, ich hatte nur eine Karte zu drücken. Nach dem Aufnehmen hatte ich leider drei Karten zu drücken. In Kreuz hatte ich die Kreuz 8 und die 9 sowie den blanken Herz König. Ich drückte den Herz König und die Kreuz 8 und spielte meinen Null Ouvert.

Vorhand spielte die Kreuz 7, ich bediente mit der Kreuz 9, Hinterhand musste übernehmen. Ich gewann mein Spiel.

Der Mitspieler in Vorhand, der die Kreuz 7 ausgespielt hatte, war jetzt sauer. Weil ich die Kreuz 8 gedrückt und ihn damit getäuscht hatte. Ich war erstmal total perplex und dachte, er macht einen Witz, aber es war sein voller ernst.

Wenn man als Gegenspieler seinem Partner falsche Signale sendet, dann kann man da schonmal sauer sein. Aber als Gegenspieler sauer auf den Alleinspieler sein, weil der so gedrückt hat, dass er sein Spiel gewinnt, das ist mir dann doch noch nie passiert.

Interessanterweise hätten die Gegenspieler das Spiel gewinnen können. Der Spieler in Vorhand hatte die restlichen Karten meiner langen Farbe. Hätte er diese vorgespielt, dann hätte Hinterhand alle seine Kreuzkarten abwerfen können.

Aber Vorhand wollte es sich einfach machen. Und was kann er denn dafür, dass ich so egoistisch bin und nur meinen eigenen Spielgewinn im Sinn habe…

Auf Biegen und Stechen

Vor Kurzem hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art. Ich war als Gegenspieler in Vorhand, der Alleinspieler (Kreuzspiel) war in Mittelhand. Ich spielte von meinem Pik König mit 7 und 8 eine Lusche, der Alleinspieler übernahm mit dem Ass, mein Partner legt die Dame.

Der Alleinspieler spielte nun einen Buben, ich übernahm mit meinem Kreuz Buben, den ich als einzigen Trumpf hatte.

Ich entschied mich nun zum Farbwechsel. Und zwar weil ich davon ausgegangen bin, dass der Alleinspieler die Pik 10 und die 9 (von der ich noch König und 8 besaß) hatte. Aufgrund der Reizung und der Tatsache, dass mein Partner auf den ersten Trumpfstich nur eine Trumpf Lusche gelegt hat, ging ich zudem davon aus, dass mein Partner einigermaßen trumpfstark ist. Ich wollte daher lieber die Farbe(n) finden, die der Alleinspieler stechen muss, anstatt meinen Partner zum Stechen zu zwingen. Zudem konnte ich in Pik selbst noch einen Stich machen, wenn der Alleinspieler gezwungen ist, mit Pik zu kommen.

Ich spielte daher meine zweite Farbe zu Dritt an. In Herz hatte ich König, Dame und 8 und entschied mich für die Dame. Der Alleinspieler warf eine Karo Lusche ab. Mein Partner in Hinterhand seufzte deutlich hörbar und legte anschließend die Herz 7. Ich war ziemlich irritiert, ich konnte wohl kaum davon ausgehen, dass der Alleinspieler eine Karo Lusche auf der Hand behält während er Herz Ass und 10 drückt. Hand gespielt hat er jedenfalls nicht.

Ich spielte den Herz König, der Alleinspieler trumpfte, mein Partner legte die Herz 10. Er hatte neben Herz 10 und 7 übrigens natürlich auch noch das Ass auf der Hand.

Das war aber noch nicht alles. Der Alleinspieler spielte die Trumpf neun, mein Partner legte die Trumpf 8. Da ich kein Trumpf mehr hatte, warf ich eine Lusche ab. Später stellte sich heraus, dass er damit einen sicheren Trumpfstich hergeschenkt hatte, später musste er dem Alleinspieler deswegen sogar eine Trumpf Volle abgeben.

Nach dem Spiel bekam ich – ungefragt – die Erklärung für diese seltsame Spielweise. Ich war – natürlich – schuld. Ich hätte ja am Anfang Pik gespielt und wäre daher verpflichtet gewesen, auch weiter Pik zu spielen. Denn immerhin hatte ich durch mein Aufspiel ja zwingend diesen Weg vorgegeben. Er hatte daher darauf verzichtet, das Herz Ass sicher nach Hause zu bringen sowie einen sicheren Trumpfstich zu machen, damit ich nochmal die Gelegenheit bekomme, meine unüberlegte Spielweise zu überdenkenund doch noch Pik auszuspielen, so wie ich es von Anfang an hätte machen sollen.

Wir wurden übrigens Schneider. Bei einem Spiel, bei dem wir durchaus eine Gewinnchance hatten. Wenigstens wäre es ganz schön knapp geworden.

Mein Partner wusste nicht, welche Pikkarten ich oder der Alleinspieler noch hatten. Das war ihm aber auch egal. Er wollte Pik sehen und das um jeden Preis. Dass ich mir bei dem Farbwechsel irgendwas gedacht haben könnte, kam ihm gar nicht in den Sinn.

Natürlich wäre es möglich gewesen, dass mein Farbwechsel die falsche Entscheidung war und ich tatsächlich besser Pik hätte weiterspielen sollen. Aber ist das ein Grund, ein Spiel mit Absicht an die Wand zu fahren? Wäre mein Partner auf mein Spiel eingegangen und am Ende hätte sich herausgestellt, dass ich damit einen Fehler begangen habe, hätte ich mir seinen Einwand ja gerne angehört.

Der Alleinspieler hat sich über die zusätzlichen 12 Punkte für den Schneider jedenfalls gefreut.

 

Der verschenkte Stich

Es gibt einen Spielfehler, der leider sehr häufig gemacht wird.

Der Alleinspieler in Vorhand spielt Herz, ich habe in Hinterhand diese Trumpf-Karten:

Karo BubeHerz 10Herz 7

Der Alleinspieler eröffnet mit dem Pik Bauern, mein Partner in Mittelhand gibt die Herz 8 dazu.

Der Fehler, der jetzt gerne gemacht wird, ist, die Herz 7 dazuzugeben. Ich muss zwingend (!) den Karo Bauern zugeben.

Zur Veranschaulichung des Fehlers schauen wir uns die Trumpfkarten an, die mein Partner in Mittelhand hat:

Herz BubeHerz AssHerz 8

Warum muss ich nun den Karo Bauern dazugeben? Nehmen wir einmal an, ich gebe die Herz 7 dazu. Vorhand spielt jetzt den Kreuz Bauern aus. Mein Partner in Mittelhand muss nun vermuten, dass der Alleinspieler auch noch den Karo Bauern hat. Damit muss er das Herz Ass dem Alleinspieler geben, damit er mit dem Herz Bauern noch einen Stich macht.

Zeige ich stattdessen den Karo Bauern, dann kann mein Partner im zweiten Stich getrost den Herz Bauern dazugeben, da sein Ass jetzt der höchste Trumpf ist.

Ich verschenke in Hinterhand auch keinen Stich, denn wenn Vorhand alle drei Bauern hat, dann mache ich ohnehin mit meinem Karo Bauern keinen Stich.

Jetzt machen die Gegenspieler einen Trumpfstich mit 12 oder – schlimmer – vier Augen, obwohl 21 Augen möglich wären.

Übrigens: Lege ich nicht den Karo Bauern, dann muss Mittelhand im zweiten Stich das Herz Ass opfern, um sicher einen Stich mit dem Herz Bauern zu machen. Auch an dieser Stelle wird gerne ein Fehler gemacht und der Spieler in Mittelhand gibt trotzdem den Herz Bauern dazu. Damit gibt er einen sicheren Stich aus den Händen, denn das Ass holt der Alleinspieler dann mit dem Karo Bauern ab.

Jetzt tauschen mein Partner und ich die Positionen, ich sitze in Mittelhand und er in Hinterhand. In diesem Fall darf ich im ersten Stich auf keinen Fall den Karo Bauern dazugeben, sondern muss die Herz 7 bedienen. Denn ich kenne ja die Karten meines Partners nicht und wenn er den Herz Bauern nur zu zweit hat, dann ist es an ihm, mir das mitzuteilen, indem er auf den ersten Stich den Herz Bauern legt. Ich weiß dann, dass ich mit dem Karo Bauern einen Stich machen werde. Es genügt hier, den Karo Bauern im zweiten Stich zu zeigen, da Hinterhand im ersten Stich ja noch keine Entscheidung zwischen Trumpf Ass und Herz Bauern treffen muss.

Es gibt viele weitere ähnliche Kartenkonstellationen. Wichtig ist, dass ich als Mitspieler in Mittelhand prüfe, ob es sinnvoll sein kann, meinem Partner einen hohen Trumpf anzuzeigen, damit er rechtzeitig einschätzen kann, mit welcher Trumpfkarte er einen sicheren Stich machen kann.

 

Die Gegenfarbe

Ich habe ja neulich über den erlaubten Kartenverrat beim Doppelkopf geschimpft. Ich muss das jetzt ein wenig revidieren.

Denn auch beim Skat gibt es durchaus einige – reguläre – Möglichkeiten, seinem Mitspieler Hinweise auf sein Blatt zu geben. Die meiner Meinung nach wichtigste Möglichkeit möchte ich hier kurz vorstellen.

Der Alleinspieler spielt einen Grand. Ich bin Teil der Gegenpartei und mein Partner in Vorhand spielt den Kreuz Buben aus.

Dies kann bedeuten, dass er selbst trumpfstark ist (z.B. hat er neben dem Kreuz Buben noch einen zweiten oder sogar dritten Buben), es kann aber auch bedeuten, dass er kein Ass zum Anspielen hat und sich von mir eine Information wünscht, welche Farbe er nachspielen soll.

Egal, aus welchem Grund mein Partner den Kreuz Bubgen gespielt hat: Jetzt ist es an mir, meinem Partner zu helfen und ihm zu zeigen, was ich auf der Hand habe. Und hier greift das Konzept der „Gegenfarbe“. Angenommen, ich habe eine ziemlich lange Farbe mit dem Ass. Ich kann dieses Ass nun schmieren und werde das ggf. auch genau dann tun, wenn ich neben dem Ass noch mindestens die 10, besser auch noch den König habe. Viel besser ist es aber, wenn ich meinem Partner dieses Ass anzeigen kann, ohne die Farbe selbst spielen zu müssen. Und genau hier greift das Konzept der Gegenfarbe. Ich lege also die höchste Karte der Gegenfarbe in den Stich. Mein Partner kann jetzt meine Ass-Farbe ausspielen und ich kann mit dem Ass den Alleinspieler zum Stechen zwingen.

Was genau ist aber die Gegenfarbe? Das ist ganz einfach:

Die Gegenfarbe zu Kreuz ist Pik und umgekehrt.
Die Gegenfarbe zu Herz ist Karo und umgekehrt.

Auch wenn ich selbst kein eigenes Ass habe, muss ich die Gegenfarbe bei meiner Wahl berücksichtigen. Habe ich z.B. in einer Farbe 10 und Lusche auf der Hand, dann möchte ich nicht, dass mein Partner diese Farbe anspielt (und der Alleinspieler meine 10 rausschnippeln kann). Also werde ich die Gegenfarbe meiden.

Es gibt zahlreiche Situationen, in der die richtige Anzeige der Gegenfarbe über Sieg oder Niederlage entscheidet. Oft sind beide Gegenspieler nur gemeinsam stark und dann kann es entscheidend sein, dass mein Partner möglichst schnell über meine Stärken informiert wird.

Ein Beispiel: Im Spiel des Monats März 2011 muss der Alleinspieler wegen dem Pik Buben im Skat einen Notgrand spielen. Er gewinnt das Spiel. Hätte der Gegenspieler den Kreuz Buben gespielt, um seinem Partner die Möglichkeit zu geben, seine starke Farbe zu zeigen (hier: die Karo 8 um das Herz Ass zu zeigen), wäre der Alleinspieler schwarz geworden.

Auch zu dieser Regel gibt es natürlich Ausnahmen. Wenn mein Partner den Kreuz Buben spielt und ich habe eine blanke 10 auf der Hand, dann kann es sinnvoll sein, diese zuzugeben statt stur auf die Gegenfarbe hinzuweisen. Eventuell kann mein Partner ja auf Grund meiner Reizung auf meine lange Farbe schließen, dann ist ein weiterer Hinweis über die Gegenfarbe gar nicht erforderlich.

Die Gegenfarbe ist also ein sehr mächtiges Instrument für die Gegenspieler, um dem Partner früh im Spiel oftmals entscheidende Hinweise zu geben. Und das völlig regelkonform!