Der Klügere spielt Kreuz

Ich habe mir neulich online einiges anhören (äh – anlesen) müssen. Ich hatte ein Kreuz gespielt und meine Gegenspieler wurden schwarz. Nach dem ersten Stich konnte ich die Karten zeigen.

Das wäre ja ein Riesen-Grand gewesen, den ich da nicht gespielt hätte. Danach fielen noch ein paar unschönere Beschreibungen zu meinen Skat-Künsten und einige Vorschläge zu Spielen, die ich statt Skat besser spielen sollte.

Ich hatte folgendes Blatt in Mittelhand:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKreuz 10Kreuz Dame
Kreuz 9Kreuz 8Kreuz 7Karo AssKaro 10

Gedrückt hatte ich je ein Bild in Pik und Herz.

Das Kreuz-Spiel wird mit großer Wahrscheinlichkeit schwarz, damit erhalte ich 72 Punkte. Der Grand ist nur sehr schwer gewinnbar, wenn die beiden Kreuz-Karten auf einer Hand liegen und keiner der Gegenspieler Kreuz oder Karo ausspielt.

Den Grand gewinne ich also immer, wenn Kreuz König und Ass verteilt sind. Die Chancen dazu liegen bei 50%. Sind sie auf einer Hand gewinne ich dann, wenn einer der beiden Gegenspieler Kreuz oder Karo ausspielt oder ich genügend Augen stechen kann, um mit den 7 Augen im Skat und Karo Ass und 10 gewinnen zu können. Grob geschätzt würde ich sagen dass man den Grand in sechs, vielleicht sieben von zehn Spielen gewinnt.

Das bedeutet, dass ich ihn in drei oder vier von zehn Spielen verlieren und mir dann 192 Nasse einfahren werde. Und wenn ich ihn gewinne bringt mir das gerade einmal 24 Punkte mehr als der todsichere Kreuz schwarz.

Ich bin mir nicht sicher, wer von uns beiden zukünftig besser Mau Mau spielen sollte…

 

Der Grand, der (vielleicht?) keiner ist

Folgendes Blatt in Vorhand:

Kreuz BubeKaro BubeHerz AssHerz KönigHerz Dame
Herz 9Herz 7Karo AssKaro 10Karo 7

Auf den ersten Blick ein gutes Blatt. Ein todsicherer Grand. Oder?

Der Grand wird immer genau dann sicher gewonnen, wenn entweder die beiden restlichen Bauern verteilt sind oder die Herz 10 blank sitzt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird der Grand dann sogar Schneider. Liegen aber sowohl die Bauern auf einer Hand und die Herz 10 ist nicht blank, dann wird es schwierig, dieses Spiel zu gewinnen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sowohl die Bauen als auch die beiden Herzkarten auf einer Hand sitzen, liegt bei weniger als 25% (50% für die Bauern, 50% für die Herzkarten und durch den Skat, in dem ja auch noch Bauern und/oder Herz liegen können, kommen wir auf unter 25% Gesamtwahrscheinlichkeit).

Aber selbst dann habe ich das Spiel ja noch nicht verloren. Ich habe immerhin zwei Bauern, drei Volle und bin in Vorhand.

Bei einem Grand, bei dem Bauern und Herz auf einer Hand sitzen, mache ich aus eigener Kraft mindestens 41 Augen:

Ich spiele Kreuz Bauer, darauf fällt Herz Bauer und eine Lusche (+4). Herz Ass wird mir abgestochen, Hinterhand legt natürlich die Herz 8 drauf. Mir wird ein schwarzes Ass angeboten (wieder mit einer Lusche), das ich steche (+13). Jetzt spiele ich noch Karo Ass und 10, auf das ich mindestens die Karo Dame bekomme (+24).

Für ein Blatt, das auf den ersten Blick so gut aussieht, sind 41 Augen nicht allzu viel. Aber ich mache schlimmstenfalls gerade einmal vier Stiche!

Das Blatt ist also ein klassischer Blender. Es gaukelt mir einen großartigen Grand vor. Eine todsichere Sache ist der Grand aber auf keinen Fall.

Immerhin: In mindestens drei von vier Fällen ist der Grand unverlierbar und wird mit großer Wahrscheinlichkeit sogar Schneider gespielt. Und selbst im „Fall der Fälle“ habe ich den Grand noch lange nicht verloren. Ich erreiche mindestens 41 Augen aus eigener Kraft, zusätzlich zu den Karten im Skat. Sobald ich mehr Augen zum Stechen angeboten bekomme oder die Karokarten besser verteilt sitzen, kann ich kaum noch verlieren.

Ich möchte aber an diesem Beispiel zeigen, dass es sich lohnt, jedes Blatt nocheinmal genau anzuschauen, bevor man sich blenden lässt und plötzlich mit einem verlorenen Spiel dasteht.

Ich habe für mich aus diesem Blatt folgende Schlüsse gezogen:

  • Bei einem Preisskat oder Clubabend werde ich damit immer einen Grand reizen und spielen.
  • Ich werde beim Grand immer in den Skat schauen. Ich muss wissen, was und wie viele Augen im Skat liegen, damit ich im „Fall der Fälle“ genau weiß, wann ich gewonnen habe.
  • Bei einem Liga-Spiel oder Mannschaftswettbewerb werde ich vermutlich nur das unverlierbare Herz Hand spielen. Wenn mich aber einer der Gegenspieler über die 30 hebt, werde ich auf Grand gehen (immerhin steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass er „ohne 2“ reizt und damit die Bauern verteilt sind).

So, und jetzt könnt Ihr mich einen Feigling nennen.