Mit 6 Spiel 7

Eine häufig gestellte Frage: Ich habe vier Buben und das Trumpf Ass. Wird das jetzt „mit 4 Spiel 5“ oder „mit 5 Spiel 6“ gewertet?

Letzteres ist richtig. Alle Spitzen zählen, bei Farbspielen sind das neben den Buben alle Trumpfkarten.

Zur Ermittlung der Spitzen geht man also so vor: Hat man den Kreuz Buben, dann zählt man die vorhanden Trümpfe bis zum ersten fehlenden Trumpf. Hat man den Kreuz Buben nicht, dann zählt man die fehlenden Trümpfe bis zum ersten vorhandenen Trumpf.

Habe ich also als höchsten Trumpf den König, dann spiele ich „ohne 6“. Habe ich alle Trümpfe bis zum König, dann spiele ich „mit 7“. Maximal ist daher bei Farbspielen „ohne 11“ bzw. „mit 11“ (ja, man kann alle 11 Trumpf haben, denn auch der Skat zählt mit) möglich.

Während „mit 5“ durchaus häufiger vorkommt, sind höhere „mit“-Spiele eher selten. Klar, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich dann einen Grand auf der Hand habe, steigt.

„Ohne“-Spiele sind gar nicht so selten. Vor langer, langer Zeit wurde ein Spiel „ohne 11“ mit großem Abstand zum Spiel des Jahres gekürt.

Ich habe mal ein wenig in unserer Liga-Datenbank gestöbert. Spiele „mit 6“ gabe es, aber sie waren sehr selten. Es gab sogar einige Spiele „mit 7“, aber diese spielen statistisch überhaupt keine Rolle. „mit 8“ oder mehr gab es in über 1,2 Millionen Spielen überhaupt nicht.

„Ohne“-Spiele waren da wesentlich häufiger, bis „ohne 11“ sind alle vertreten. Natürlich in stark absteigender Anzahl. Dennoch gab es wesentlich mehr Spiele „ohne 11“ als „mit 7“.

Sie sind der Meinung, das war…

Wie wird eigentlich „Spitze“ gespielt?

Diese Frage wurde mir neulich gestellt. Ich musste dann erstmal ein wenig recherchieren, denn ich kannte diese Skatvariante so gut wie gar nicht.

„Spitze“ ist eine Variante aus dem „Kneipenskat“, sie ist also im offiziellen Regelwerk nicht zu finden.

Bei einer „Spitze“ muss der letzte Stich mit dem niedrigsten Trumpf (also der Trumpf 7 bei einem Farbspiel bzw. dem Karo Buben bei einem Grand) gemacht werden. Der Spielwert erhöht sich damit um 1 (also z.B. „Mit 1 Spiel 2 Hand 3 Spitze 4). Es kann auch noch weitere Spitzen geben, dann muss der vorletzte Stich mit dem zweitniedrigsten Trumpf gemacht werden usw. Jede gemachte Spitze erhöht den Spielwert um 1.

Zudem kann der Alleinspieler Spitzen ansagen. Damit erhöht sich sowohl der Reizwert als auch der Spielwert um 1, also z.B. „Mit 1 Spiel 2 Hand 3 Spitze angesagt 4“ (beim Spielwert kommt dann noch die erspielte Spitze dazu). In diesem Fall muss der Alleinspieler den letzten Stich mit dem niedrigsten Trumpf machen, sonst verliert er sein Spiel. Auch hier können weitere – theoretisch bis zu 10 – Spitzen angesagt werden.

Spitzen sind natürlich in erster Linie ein Teuermacher. Ein Spieler, der ein sehr gutes Blatt hat und das Glück hat, die niedrigsten Trümpfe auf der Hand zu haben, kann leicht ein einfaches Karospiel teurer als einen Grand machen.

Wesentlich interessanter sind angesagte Spitzen. Ist der Alleinspieler gezwungen, den letzten Stich mit dem kleinsten Trumpf zu machen, kann sich daraus ein völlig anderes Spiel ergeben. Denn die Gegenspieler haben nun zwei Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen: a) sie erhalten 60 Augen oder b) sie machen den letzten Stich. Da werden plötzlich vom Alleinspieler angebotene Asse nicht mehr gestochen sondern die eigenen Trümpfe werden geschont, damit man den letzten Stich mit der Trumpf 7 übernehmen kann. Der Alleinspieler hat dann zwar 110 Augen, aber dennoch verloren.

Ich bin dennoch kein Freund dieser Kneipenskatregel, denn meist macht sie ein ohnehin schon gutes Spiel einfach nur viel, viel teurer.

Zum Abschluss noch ein paar mir bekannte Varianten der „Spitze“:

  • Spitzen beim Grandspiel können erlaubt oder verboten werden
  • Man kann auf eine einzige oder eine maximale Anzahl Spitzen beschränken
  • Spitzen, die gewertet werden sollen, müssen vom Alleinspieler angesagt werden

Mit Reizen geizen

Ich hatte neulich dieses Blatt:

Kreuz BubeKaro BubePik AssPik KönigPik Dame
Pik 7Herz KönigHerz DameKaro AssKaro 9

Ich bin in Vorhand, Mittelhand passt sofort. Als Hinterhand mir 22 bietet, passe ich.

Hinterhand nimmt den Skat auf, drückt und sagt „Pik“ an. Aua. Er kommt mit 42 Punkten gerade so aus dem Schneider.

Was passiert ist, ist klar. Hinterhand hat die restlichen fünf Trumpf in Pik, Herz und Kreuz Ass und kann die Karo 10 sogar drücken. Da ich sechs Trumpf habe und zudem noch Kreuz frei bin, hat er dennoch keine Gewinnchance.

Nach dem Spiel musste ich mir Einiges anhören. „Maurer“ war noch die netteste Bezeichnung. Er hat sich darüber aufgeregt, dass ich bei 22 gepasst habe, obwohl ich ja selbst ein Pik-Spiel auf der Hand habe.

Und das ist genau der Punkt: Ich habe tatsächlich mein maximales Reizgebot nicht gehalten, sondern habe ein Reizgebot niedriger gepasst. Ich habe dabei aber – ausnahmsweise – alles richtig gemacht. Reizt Hinterhand selbst ein Pik-Spiel (was hier der Fall war),dann habe ich kaum eine Chance, das Spiel zu gewinnen. Reizt er etwas anderes (z.B. ein Kreuz-Spiel), dann nützt es mir nichts, dass ich die 22 halte, Hinterhand wird mir auch die 23 bieten. Also war es richtig von mir, bereits bei 22 zu passen.

Das geht natürlich nur, wenn ich in der „hören“-Position bin. Wenn ich selbst reizen muss, dann reize ich die 22, denn ich möchte meinem Gegenspieler ja kein Herzspiel überlassen.

Dass ich mich so verhalte, ist für meinen Partner eine wichtige Information. Denn er muss für den Fall, dass Hinterhand etwas anderes spielt wissen, dass ich kein Herz-Spiel, sondern ein Pik-Spiel gereizt habe.

Es gibt eine Ausnahme. Beim Reizwert 36 kommen zwei Spiele in Frage. Hinterhand kann dann ein Karo- oder ein Kreuz-Spiel reizen. Habe ich also z.B. ein Kreuz mit 2, dann werde ich die 36 halten, falls Hinterhand ein Karo ohne 3 reizt (oder ein Karo Hand ohne 2). Auch wenn ich damit riskiere, dass Hinterhand selbst ein Kreuz-Spiel gereizt hat.

Hinterhand war übrigens ein erfahrener Skatspieler, der das sehr genau kennt und auch selbst anwendet. Er war wohl einfach sauer wegen des verlorenen Spiels…

Black is beautiful

Aus einer Support-Anfrage:

Skat-Online hat (mal wieder) ein Spiel falsch abgerechnet. Er habe einen Grand gespielt und keinen einzigen Stich gemacht. Skat-Online habe daraufhin das Spiel „Schwarz“ abgerechnet, das wäre aber falsch, denn er hätte ja 14 Augen gedrückt.

Skat-Online hat aber (mal wieder) alles richtig gemacht. Denn die Definition von „Schwarz“ ist diese:

ISkO 5.2.4 Schwarz ist die Partei, die keinen Stich erhalten hat.

Augen spielen hier – im Gegensatz zum Schneider – also gar keine Rolle. Demnach ist eine Partei, die einen Stich mit 0 Augen macht, nicht Schwarz. Und außerdem ist es völlig egal, was der Alleinspieler gedrückt hat.

Übrigens: Bei Ouvert-Spielen ist es genauso. Auch hier spielen die Augen keine Rolle. Der Alleinspieler verliert, wenn die Gegenspieler einen Stich machen. Auch dann, wenn dieser Stich keine Augen enthält.

 

Die wichtigste Skatregel

Skat ist Sport, daran habe ich überhaupt keinen Zweifel. Und wie jeder Sport ist auch der Skatsport sehr stark reglementiert. Die Internationale Skatordnung findet bei allen Turnieren Anwendung.

Und wie bei jedem anderen Sport auch spielt Fairness beim Skat eine sehr, sehr wichtige Rolle. Und das ist beim Skat – finde ich – weit verbreitet. Die Fairness beim Skat ist so wichtig, dass sie sogar Einzug in die Skatordnung gefunden hat. Und nebenbei ist das die einzige Regel, die durch Fettschrift hervorgehoben wird.

ISkO 4.5.2 Alle Teilnehmer haben sich in jeder Situation fair, sachlich und sportlich zu verhalten und kein fadenscheiniges Recht zu suchen.

Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Regel der gesamten Skatordnung. Dass Fairness oftmals weit über die Skatordnung hinaus geht, durfte ich bei einer Qualifikation zur Einzelmeisterschaft „live“ erleben.

Es lief insgesamt nicht besonders. Ich kämpfte um jeden Punkt und kam dennoch nur zu durchschnittlichen Ergebnissen. Auch in der letzten Serie des Tages war das nicht anders. Dann bekam ich nach langer Wartezeit endlich mal ein brauchbares Spiel auf die Hand. Ich drückte und sagte Grand an. Nur hatte ich gar keinen Grand auf der Hand! Vor lauter Freude über das Spiel habe ich mich in der Ansage vertan. Ich korrigierte schnell auf „Kreuz“, mein eigentliches Spiel.

Die Rechtslage ist eindeutig. Meine erste Spielansage zählt und ich wäre zur Durchführung eines Grand-Spiels verpflichtet. Den hätte ich niemals gewonnen. Am Tisch wurde es schlagartig still. Nach mir endlos vorkommenden Sekunden sagte der Spieler in Vorhand: „Na, dann spielen wir mal Kreuz“ und spielte aus. Ich gewann mein Spiel.

Keiner meiner Mitspieler kannte mich näher oder hatte sonst irgendeinen Grund, mir einen Gefallen zu tun. Hätte einer von ihnen auf einen Grand bestanden, dann hätte ich das ohne ein Widerwort akzeptiert und mich vermutlich gestreckt. Die drei Spieler haben auf 30 sichere Punkte verzichtet, weil sie ihre Punkte lieber erkämpfen als durch Regelverstöße geschenkt bekommen wollen.

Ich möchte auch ein solch fairer und sportlicher Skatspieler sein. Und vor diesem Erlebnis war ich mir nicht sicher, wie ich in einer ähnlichen Situation als Gegenspieler reagiert hätte. An diesem Tag habe ich meine eigene Messlatte für Fairness beim Skat noch ein wenig höher gelegt.

Ein anderer Fall, bei dem ich zum Glück auf der anderen Seite saß. Eine etwas unerfahrene Skatspielerin reizte bis 36, schob den Skat ungesehen zu sich und sagte „Kreuz“ an. Vorhand wartete geduldig. Irgendwann fragte ich (in Hinterhand): „Was spielst Du?“. „Kreuz“, wiederholte sie. Nachdem Vorhand sich weiterhin weigerte, eine Karte auszuspielen, ergänzte sie: „Hand“. Dann eröffnete Vorhand das Spiel. Sie kannte die Regel nicht, nach der jede Spielstufe, die gezählt werden will, auch angesagt werden muss. Nach dem Spiel hatten wir sie darauf hingewiesen. Schneider hätte sie uns nie gespielt, ihr Kreuz Hand hatte sie souverän gewonnen.

Ich werfe keinem Spieler etwas vor, der sich in so einer Situation anders verhält. Vorhand hätte ausspielen können und am Ende des Spiels wäre das Spiel als einfaches Kreuzspiel zu Ungunsten der Alleinspielerin abgerechnet worden. Genau wie ich meinen Grand verloren hätte. Man kann niemandem einen Vorwurf machen, der sich an die Regeln hält und bei seinen Mitspielern auf die Einhaltung dieser Regeln besteht.

Aber diese Beispiele zeigen, dass Skat mehr ist als die Summe seiner Regeln. Und ich bezeichne die Spieler an meinem Tisch lieber als „Mitspieler“ statt als „Gegner“.

Skat vs. Doppelkopf: Der erlaubte Kartenverrat

Ich gestehe: Ich spiele auch gerne mal Doppelkopf. Wir haben da eine sehr nette Runde, die sich so ca. 10 Mal im Jahr trifft.

Es gibt ja einige Ähnlichkeiten zum Skat. Ich denke auch, dass ich ganz gut Doppelkopf spiele. Aber es gibt beim Doppelkopf etwas, das mich von Anfang an gestört hat.

Für alle Blogleser, die mit Doppelkopf nicht so gut vertraut sind: Doppelkopf wird zu viert gespielt und meistens spielen je zwei Spieler zusammen: Die beiden, die die Kreuz Dame auf der Hand haben (die „Re“-Partei) und die beiden, die die Kreuz Dame nicht haben (die „Kontra“-Partei). Ein wesentliches Element des Spiels ist es, dass die Spieler während des Spiels herausfinden müssen, mit wem sie denn eigentlich zusammenspielen. Nicht selten erkennt man das mit absoluter Gewissheit erst im letzten Stich.

Jetzt zu dem, was micht stört: Es gibt beim Doppelkopf „Konventionen“. Und diese gelten übrigens auch bei Turnieren und anderen höchstoffiziellen Veranstaltungen. Sie haben sogar einen Namen: Das „Essener System“.

Diese Konventionen dienen insbesondere dazu, dass man seinen Spielpartner frühzeitig erkennt, also bevor dieser eine Ansage macht oder eben die Kreuz Dame spielt.

Als Skatspieler stören mich diese Konventionen. Die meisten davon sind nämlich nichts anderes als Kartenverrat. Das, was beim Skat absolut verboten ist und i.d.R. mit dem Verlust des Spiels endet, ist beim Doppelkopf also nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich gewünscht.

Ein Beispiel: Bin ich im ersten Stich in Vorhand und spiele die Herz 10 aus, dann gebe ich zu erkennen, dass ich Re bin, also die Kreuz Dame habe. Mein Partner gibt sich dann schnell zu erkennen, indem er eine Trumpfkarte mit hohem Zählwert dazu gibt (bestenfalls das Karo Ass). Meist ist also bereits im ersten Stich für alle Mitspieler geklärt, wer mit wem zusammenspielt.

Man beachte aber: Das ist keine offizielle Doppelkopf-Regel! Nirgends steht geschrieben, dass ich die Herz 10 nur dann im ersten Stich ausspielen darf, wenn ich Re bin! Ich darf das auch als Kontra-Mann machen. Aber machen Sie das mal auf einem Turnier. Es gibt nur wenige, die das getan haben und heute davon berichten können…

Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass das noch kein Kartenverrat ist. Ich habe einfach nur eine ganz bestimmte Karte ausgespielt, die Mitspieler ziehen daraus ihre Schlüsse.

Aber es kommt noch besser:

Es gibt die „Stille Abfrage“. Das ist echt übel. Diese Konvention geht so:

Vorhand spielt irgendeine Farbe aus. Du hast diese Farbe nicht. Du kannst nun also trumpfen oder eine andere Farbe abwerfen. Jetzt wäre es doch sehr nett, wenn man wüsste, ob der Spieler, der den Stich z.Zt. besitzt, zur eigenen Partei gehört. Eine Möglichkeit ist, eine Ansage zu machen. Man kann dann dem Spieler, dem der Stich z.Zt. gehört, Gelegenheit geben, ebenfalls eine Ansage zu machen (i.d.R. „keine 90“). Der Nachteil ist, dass dann bereits sehr früh eine ziemlich hohe Ansage im Raum steht, die man erst einmal erreichen muss. Die andere Möglichkeit ist die „Stille Abfrage“. Bin ich Kontra, verzögere ich einfach mein Ausspiel. Und zwar so lange, dass es auffällig ist. Das darf ich – gemäß dieser Konvention – nur machen, wenn ich Kontra bin. Ich erwarte damit, dass der Spieler, der z.Zt. im Besitz des Stiches ist, Kontra ansagt, wenn er Kontra ist. Das muss er übrigens auf jeden Fall tun, egal wie schlecht sein Blatt ist. Denn ich habe das durch meine Abfrage ja verlangt. Hält er den Mund, ist er Re und alle Spieler wissen das. Und egal ob eine Ansage erfolgt oder nicht: Alle wissen, dass ich Kontra bin. Und ob der Ausspieler Kontra oder Re ist.

Und das ist nun wirklich absoluter Kartenverrat. Diese Situation ergibt sich nicht aus dem Spiel, sondern ein bestimmtes Verhalten wird dazu genutzt, etwas über mein Blatt zu verraten. Meiner Meinung nach ist das absolut mit dem herausfordernden Vorziehen einer Karte beim Skat vergleichbar (verboten gemäß ISkO 4.2.7).

Das stört nicht nur mich. Nicht wenige Spieler spielen ohne die „Stille Abfrage“. Das ist gemäß dieser Konvention auch erlaubt! Man muss dies aber vor Spielbeginn explizit ankündigen. Manch ein Doppelkopfspieler geht auf Nummer Sicher und fragt vorher bei seinen Mitspielern nach, ob diese mit stiller Abfrage spielen oder nicht.

Obwohl ich nicht viel Doppelkopf spiele, habe ich folgende Situation bereits mehrmals erlebt. Ein Spieler kündigt deutlich an, dass er nicht mit stiller Abfrage spielt. Später im Spiel ergibt sich dann genau die oben geschilderte Situation: Der Spieler muss eine Karte legen und zögert. Vermutlich einfach deshalb, weil er überlegt, welche Karte er legen will oder ob er eine Ansage macht. Der Besitzer des Stichs interpretiert dies als „Stille Abfrage“. Da er keine Kreuz Dame hat, sagt er trotz seines schlechten Blatts Kontra an. Da der zögernde Spieler ohne stille Abfrage spielt, sticht er ein und sagt seinerseits „Re“ an. Ggf. folgen noch weitere Ansagen. Ein teures Spiel. Der Kontra-Mann ist sauer, der Re-Mann wundert sich, da er ja extra angesagt hat, dass er ohne „Stille Abfrage“ spielt. Die Stimmung am Tisch ist hin.

Die Auflösung der Advent-Rätsel

Wir haben sehr viele Einsendungen von Lösungen erhalten. Vielen Dank dafür! Leider haben nicht alle Skatspieler an allen Rätseln teilgenommen und natürlich waren auch einige falsche Antworten dabei. Die Gewinner werden benachrichtigt.

Und hier nun die Auflösungen der Skataufgaben:

Skataufgabe zum 1. Advent 2012

Zu Frage 1: Welche Karten muss er drücken, um seinen Grand unabhängig von der Kartenverteilung sicher zu gewinnen?

Der Alleinspieler muss die Karo 10 und das Herz Ass drücken, um seinen Grand sicher zu gewinnen. Das Herz Ass ist hierbei ausschlaggebend. Wird es oben behalten und z.B. eine Pik Lusche gedrückt, dann kann es passieren, dass der Alleinspieler das Herz Ass abgestochen bekommt.

Es ergibt sich z.B. folgender Spielverlauf:

1. Herz 10Karo BubeHerz Ass (23 Augen)

2. Karo KönigHerz BubeKaro 7

3. Pik AssPik 9Herz 7

4. Pik 7Pik 10Karo Ass (44 Augen)

5. Pik KönigHerz KönigPik Bube

6. Kreuz AssKreuz DameHerz 8

7. Kreuz 7Kreuz 10Herz Dame (57 Augen)

8. Kreuz KönigHerz 9Kreuz 8 (61 Augen)

Selbst bei anderer Spielweise des Alleinspielers können die Gegenspieler immer genug Augen einbringen.

Umgekehrt können die Gegenspieler niemals genug Augen erreichen, wenn das Herz Ass gedrück wird. In Kreuz und Pik können jeweils die 10 und der König eingebracht werden (28 Augen). Darauf können die Gegenspieler maximal das Karo Ass, die Herz 10 und zwei Könige schmieren. Macht insgesamt maximal 57 Augen für die Gegenspieler.

Zu Frage 2: Was muss der Alleinspieler drücken und spielen, wenn er sich in Mittelhand befindet, um sein Spiel unabhängig von der Kartenverteilung sicher zu gewinnen?

Angenommen, der Alleinspieler geht hier genauso vor: Er drückt Karo 10 und Herz Ass und spielt Grand. In Mittelhand kann er diesen Grand verlieren. In Mittelhand besteht nämlich die Gefahr, dass er eines seiner schwarzen Asse abgestochen bekommt. Angenommen, er bekommt das Kreuz Ass abgestochen (23 Augen). Daneben gibt er noch weitere 7 Augen in Kreuz und 14 Augen in Pik ab (21 Augen). Auf diese Stiche können die Gegenspieler Karo Ass, Herz 10 und zwei Könige schmieren (29 Augen). Macht insgesamt 73 mögliche Augen. So viele Augen bekommen die Gegenspieler natürlich nicht, bereits im zweiten Stiche müssen einige Augen angeboten werden, damit der Alleinspieler nicht einfach abwirft. Aber sie können das Spiel bei richtiger Spielweise immer gewinnen.

Der Alleinspieler drückt hier also Karo 10 und eine Pik-Lusche und spielt Kreuz. Selbst bei extrem ungünstigem Spielverlauf kommen die Gegenspieler maximal auf 52 Augen. Herz Ass wird mit Kreuz 10 gestochen (31 Augen), die Pik 10 geht mit Karo Ass nach Hause (21 Augen). Da die Kreuz 10 verstochen wurde, machen die Gegenspieler keinen Trumpfstich.

Nachtrag (14:39 Uhr): Es gibt noch andere Lösungen als die genannte. Der Alleinspieler gewinnt z.B. auch wenn er genau so drückt wie in Frage 1 (Karo 10, Herz Ass). Wichtig für die Lösung: Er muss Kreuz spielen, da der Grand verlierbar ist.

Skataufgabe zum 2. Advent 2012

Zu Frage 1:

Der Alleinspieler gewinnt sein Spiel gemäß ISkO 4.1.3:

4.1.3 Unberechtigtes Ausspielen beendet das Spiel. Ist es bereits entschieden, gewinnt die betreffende Partei mit den von ihr bis dahin eingebrachten Augen […].

Das Spiel war noch nicht entschieden und somit gewinnt die Partei, die den Regelverstoß nicht begangen hat, also der Alleinspieler. Es ist dabei unerheblich, dass die Gegenspieler das Spiel gewonnen hätten, wenn der Regelverstoß nicht begangen worden wäre.

Zu Frage 2:

Beide Parteien haben die falsche Anzahl an Karten auf der Hand. Das ist die einzige Situation im Skat, bei der ein Spiel auch nach der Spielansage neu gegeben werden muss. ISkO 3.2.9 regelt das.

3.2.9 Wurden die Karten vergeben, indem sie zahlenmäßig ungleich verteilt sind, ist nur dann noch einmal zu geben, wenn die Beanstandung vor Beendigung des Reizens erfolgte oder wenn beide Parteien eine fehlerhafte Kartenzahl haben […].

Zu Frage 3:

Der Alleinspieler hat sein Spiel gewonnen. Der Spielwert beträgt: Mit 1 Spiel 2 Hand 3 Schneider 4 mal Pik (11) = 44. Damit liegt der Spielwert über dem Reizwert (40) und somit ist das Spiel nicht überreizt.

In solchen Situationen werden gerne folgende Fehler gemacht:

Den Kreuz Buben nicht zu den Spitzen zu zählen (da Hand gespielt wurde) ist falsch. Der Skat gehört auch bei Handspielen dem Alleinspieler und somit zählen auch Trümpfe im Skat zu den Spitzen.

Ebenso wäre es falsch, nur wegen dem Kreuz Buben im Skat anzunehmen, dass das Spiel überreizt wurde. Das Spiel wird am Ende abgerechnet und solange der Spielwert mindestens gleich dem Reizwert ist, hat der Alleinspieler sein Spiel nicht überreizt. Er hat hier also ohne es zu wissen mit stillem Schneider gespielt.

Skataufgabe zum 3. Advent 2012

Das teuerste Spiel, das der Alleinspieler gewinnen kann, ist ein Kreuz ohne 11. Er drückt Pik Ass und Herz Ass (22 Augen). Wenn Pik (10 Augen) und Herz (17 Augen) je einmal läuft und Karo Ass und 10 ebenfalls laufen (oder er auf Karo Ass wenigstens ein Bild bekommt), gewinnt er sein Spiel.

Der Grand ohne 4 würde natürlich genauso gespielt werden, bringt aber nur 120 Punkte (ohne 4 Spiel 5 mal Grand (24) = 120). Das Kreuzspiel ohne 11 bringt 144 Punkte (ohne 11 Spiel 12 mal Kreuz (12) = 144).

Skataufgabe zum 4. Advent 2012

Der Gegenspieler in Mittelhand hat seine Karten gezeigt. Damit muss er alle restlichen Stiche machen. Es genügt nicht, dass seine Partei die restlichen Stiche macht, er ganz persönlich muss alle Stiche machen. ISkO 4.3.5 regelt das.

4.3.5 Ein Gegenspieler darf bei einem Farb- und Grandspiel nur dann offen spielen, wenn er unabhängig von Kartenstand und Spielführung alle weiteren Stiche macht. Andernfalls gehören sie dem Alleinspieler. […]

Damit der Alleinspieler sein Spiel noch gewinnt, muss er also dafür sorgen, dass entweder er oder der andere Gegenspieler (in Hinterhand) noch einen Stich macht.

Er selbst kann keinen Stich mehr machen. Aber wenn er Herz ausspielt (egal ob Dame oder 7), dann macht zwingend der Gegenspieler in Hinterhand einen Stich.

Mittelhand muss die Herz-Karte stechen, sonst geht dieser Stich bereits an Hinterhand. Anschließend kann er den Trumpf und die Karo 10 spielen. Die Karo 7 muss Hinterhand aber übernehmen. Somit gehen alle Stiche seit dem Zeigen der Karten an den Alleinspieler. Da das Spiel zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden war, gewinnt der Alleinspieler. Der Alleinspieler gewinnt das Spiel übrigens nicht in der Stufe Schneider (ISkO 4.1.4).

Spielt der Alleinspieler Trumpf oder Karo, gewinnen die Gegenspieler. Der Spieler in Mittelhand zieht zwei Mal Trumpf, beim zweiten Mal wirft der Spieler in Hinterhand eine Karo-Karte ab. Die Karo 7 muss er dann nicht übernehmen.

 

Das Skat-Special 2012 2. Advent

Hier nun die Skataufgabe zum 2. Advent.

Auch für die erste Skataufgabe können noch Lösungen eingereicht werden. Der Einsendeschluss für alle vier Skataufgaben ist der 31.12.2012.

Diesmal testen wir Eure Regelkenntnisse.

Skataufgabe zum 2. Advent 2012

Frage 1:

Im 8. Stich kommt einer der Gegenspieler falsch raus. Sein Partner hatte eigentlich den 7. Stich gemacht. Die Gegenspieler haben zu diesem Zeitpunkt 59 Augen, der Alleinspieler (er spielt ein Farbspiel) 48 Augen. Der Gegenspieler, der den Regelverstoß nicht begangen hat, hat noch den Kreuz Buben auf der Hand. Wer gewinnt das Spiel?

Frage 2:

Nach dem 7. Stich stellt der Alleinspieler fest, dass er noch vier Karten auf der Hand hat. Er hat aber korrekt zwei Karten gedrückt. Einer der Gegenspieler hat nur noch zwei Karten, der andere hat die richtige Anzahl an Karten auf der Hand. Der Alleinspieler hat zu diesem Zeitpunkt 65 Augen in seinen Stichen. Wie wird verfahren?

Frage 3:

Der Alleinspieler hat als höchsten Trumpf den Herz Buben, reizt bis 40 und spielt Pik Hand. Am Ende hat der Alleinspieler 93 Augen erzielt. Im Skat liegt der Kreuz Bube. Wer gewinnt und wie wird das Spiel abgerechnet?

Schickt Eure Lösungen bitte an adventspecial@skat-online.com.

Die Tücken des Handspiels

Neulich bekam ich eine E-Mail, Skat-Online habe ein Spiel falsch abgerechnet. Er habe Kreuz Hand ohne zwei gespielt und bis 48 gereizt. Er habe über 70 Augen erreicht und dann habe Skat-Online ihm das Spiel als überreizt und damit verloren abgerechnet.

Diese E-Mails erhalte ich nicht gerade selten. Ich frage dann zunächst nach, ob denn ein Bube im Skat gelegen habe. Ja, aber das spiele ja keine Rolle, denn er habe ja Hand gespielt.

Meiner Meinung nach ist dies einer der häufigsten Irrtümer beim Skat. Darauf angesprochen argumentiere ich natürlich zunächst mit der Internationalen Skatordnung:

ISkO 2.2.1: Der Skat steht in allen Fällen dem Alleinspieler zu.

Und:

ISkO 5.4.2: Erreicht ein Handspiel den gebotenen oder gehaltenen Reizwert nicht, weil ein Spitzentrumpf im Skat lag, hat sich der Alleinspieler überreizt und somit das Spiel auch dann verloren, wenn von ihm mehr als 60 Augen eingebracht worden sind. Es ist das Vielfache des Grundwertes des angesagten Spiels zu berechnen, dass der Reizwert mindestens eingestellt wird. […]

Auch bei einem Handspiel zählen also Trümpfe im Skat zu den Spitzen. Damit ist schonmal klar: Skat-Online hat das Spiel korrekt abgerechnet.

Nicht selten wird jetzt das Regelwerk angegriffen. Diese Regel sei unfair, denn wenn man als Alleinspieler den Skat nicht einsehen kann, könne man wohl kaum für im Skat liegende Spitzentrümpfe bestraft werden.

Gibt es hier tatsächlich Nachholbedarf für die Internationale Skatordnung?

Aber schauen wir uns erstmal an, warum man überhaupt Hand spielt.

1. Zur Maximierung der Spielpunkte

Wenn ich ein unverlierbares Spiel auf der Hand habe und nicht erwarte, durch den Skat einen höheren Grundwert zu erreichen (z.B. Grand statt Farbspiel), dann lasse ich den Skat liegen. Bestes Beispiel ist unser gemauertes Spiel aus dem Beitrag Mauern gibt’s nicht – oder doch?. Es gibt nur sehr wenige Karten, die aus dem Spiel einen Grand machen. Also kann man den Skat gleich liegen lassen und die 12 zusätzlichen Punkte beim unverlierbaren Kreuz Hand mitnehmen.

2. Um einen höheren Reizwert zu erhalten

Das sind die Spiele, um die es hier geht (zumindest die, bei denen „ohne“ gereizt wird). Wenn ich ein Spiel verlieren kann, dann werde ich es kaum aus der Hand spielen, denn ich werde versuchen, mein Blatt durch den Skat zu verbessern. Wenn ich aber ein Spiel nicht spielen kann, weil einer der Mitspieler über mein maximales Reizgebot bietet, dann kann ich durch ein Handspiel den Reizwert erhöhen und so versuchen, doch noch an das Spiel zu kommen.

Man kann sich auch entscheiden, aus der Hand zu spielen, obwohl der maximale Reizwert noch nicht erreicht wurde. Angenommen, ich reize ein Herz ohne 3 und muss bis 40 reizen, um es zu erhalten. Wenn mein Blatt bereits einigermaßen stark ist, entschließe ich mich vielleicht zum Handspiel. Zum Einen lasse ich die Gegenspieler über meine Trümpfe im Unklaren (man wird eher von einer Reizung „ohne 2“ ausgehen), zum Anderen sichere ich mich gegen einen Spitzentrumpf im Skat besser ab. Ich gewinne auch dann, wenn der Herz Bube im Skat liegt. Und wenn ein schwarzer Bube im Skat liegt, dann gewinne ich immerhin noch, wenn ich die Gegenspieler Schneider spiele.

Aber zurück zu unserer Ausgangssituation: Benachteiligt die Skatordnung unverhältnismäßig den Alleinspieler bei Handspielen, in dem Trümpfe im Skat zu den Spitzen gezählt werden?

Angenommen, der Alleinspieler erreicht bei seinem bis 48 gereizten Kreuz Hand 59 Augen. Er schaut in den Skat und dort liegt der Pik Bube und eine Lusche. Die Gegenspieler haben also auch genau 59 Augen. Der Alleinspieler möchte nicht, dass der Pik Bube zu seinen Spitzen zählt, denn dann hat er sich überreizt und das Spiel verloren. Die zwei Augen, die der Pik Bube zählt, möchte er aber sicherlich schon haben. Denn der Skat steht ja dem Alleinspieler zu.

Und er profitiert nicht nur wegen der Augen von dem Spitzentrumpf. Denn da der Spitzentrumpf im Skat liegt, sitzt er nicht bei einem der Gegenspieler, der damit vielleicht einen zusätzlichen Stich macht (oder wenigstens die zwei Augen zusätzlich einbringen kann).

Weiter angenommen, ein Spieler reizt Kreuz ohne drei bis 48 und schaut in den Skat. Dort findet er den Pik Buben. Jetzt weiß er, dass er sich überreizt hat und kann entsprechend reagieren. Er kann z.B. auf einen Grand ausweichen (der durch den Buben vielleicht sogar gewonnen wird). Aber wenn Grand keine (gewinnbare) Option ist, was dann? Müsste man dem Spieler denn dann nicht zugestehen, dass er den Pik Buben wieder drücken kann, damit er nicht zu den Spitzen zählt?

Handspiele erhöhen den Reiz- und Spielwert um eins. Der Spieler profitiert also beim Reizen davon, dass er aus der Hand spielt. Zudem ermöglicht ihm das Handspiel weitere Gewinnstufen wie Schneider, Schwarz oder Ouvert anzusagen. Und genau das – und nur das – ist der Vorteil des Handspiels. Alle anderen Skatregeln bleiben beim Handspiel unverändert. Das Spiel wird immer gleich gespielt und abgerechnet, egal ob der Alleinspieler Hand spielt oder nicht. Neben der zusätzlichen Reiz- und Spielstufe dem Alleinspieler noch weitere Zugeständnisse zu machen wäre unverhältnismäßig. Wem das Risiko zu groß ist, der kann problemlos auf diese Möglichkeit verzichten und überlässt die Spiele den Gegenspielern, indem er rechtzeitig passt. Eine Verpflichtung zum Handspiel gibt es nicht.

Noch ein kleiner historischer Exkurs zum Abschluss:

Vor der Geburtsstunde der Internationalen Skatordnung (also vor 1999) gab es eine einzige weitere Unterscheidung zwischen Handspielen und Spielen mit Skataufnahme. Handspiele zählten im Verlustfall nicht doppelt. Ein einfaches Karo Hand zählte also gewonnen oder verloren genau 27 Punkte. Eine Regel, der ich keine Träne nachweine. Oft genug habe ich es erlebt, dass ein Spieler nur deshalb Hand gespielt hat, weil er ein schlechtes Blatt auf der Hand und das Handspiel als „Billigmacher“ verwendet hatte. Nicht wenige Spiele wurden mir auf diese Weise abgereizt.

Abweichungen von der ISkO beim Online-Skat (4)

In dieser Serie schauen wir uns Regeln der Internationalen Skatordnung ISkO an, die für den Online-Skat modifiziert wurden. Im ersten Teil der Serie hatten wir uns eine Regel angeschaut, die bei Skat-Online sinnerhaltend gekürzt wurde. Im zweiten Teil haben wir eine Regel behandelt, die in Skat-Online ins Gegenteil verkehrt wurde. Im dritten Teil haben wir uns mit den Regeln der ISkO beschäftigt, die es im Online-Skat gar nicht gibt. Und in diesem vierten und letzten Teil schauen wir uns Regeln an, die es in der ISkO überhaupt nicht gibt.

Neulich gab es folgende Situation bei einem Turnier: Mittelhand reizt Vorhand bis 23 und passt dann. Hinterhand ist jetzt mit dem Reizen dran. Aber der steht einfach auf und verlässt das Turnier.

Das habe ich mir natürlich nur ausgedacht. Wie oft ist das schon passiert? Beim „echten“ Skat dürfte das eher selten der Fall sein. Mir persönlich ist das jedenfalls noch nie passiert. Ein befreundeter Skatschiedsrichter konnte in seiner langen Skatturnier-Karriere über zwei Fälle berichten (einmal verließ ein Spieler im Streit den Tisch und einmal musste ein Spieler krankheitsbedingt ein Spiel abbrechen). Und genau deshalb gibt es weder in der ISkO noch in der Skatwettspielordnung oder in irgendeinem mir bekannten Regelwerk eine Regel, die diesen Fall behandelt.

Beim Online-Skat kommt soetwas – leider – viel häufiger vor. Die Internetverbindung wird unterbrochen, der Computer stürzt ab, der Strom fällt aus. Zudem kann der Spieler auch absichtlich das Spiel beenden, er fährt seinen Rechner runter oder schießt Skat-Online einfach ab. Vergleichbare Dinge tut man beim „Offline“-Skat wohl eher nicht.

Wir hatten damals bei der Planung von Skat-Online beim Internationalen Skatgericht (damals war es noch das Deutsche Skatgericht) nachgefragt, wie eine solche Situation wohl beim „Offline“-Skat behandelt würde. Die Antwort: Der Turnierveranstalter würde wohl einen Ersatzspieler einsetzen oder selbst das laufende Spiel zu Ende spielen. Da in der Regel bei Turnieren Vierertische eingesetzt werden, würde die Serie als Dreiertisch beendet werden. Wäre der Fall bei einem Dreiertisch passiert, würde der Ersatzspieler wohl die gesamte Serie für den ausgeschiedenen Spieler beenden. Aber eben weil dieser Fall nicht reglementiert ist, ist es Sache des Veranstalters, wie er hier vorgeht.

Da beim Online-Skat dieser Fall einfach häufiger vorkommt, ist die vom Skatgericht vorgeschlagene Lösung eines Ersatzspielers als Lösung nicht realisierbar. Wir haben daher bereits bei der Planung der ersten Skat-Online-Version zwei Maßnahmen beschlossen.

Zunächst einmal haben wir dafür gesorgt, dass ein Spieler, der technische Probleme hat, Zeit hat, dieses Problem zu beseitigen. Im freien Spiel sind das ca. 90 Sekunden. Das reicht im Fall der Fälle sogar für einen Neustart des Rechners. Natürlich ließe sich diese Zeit beliebig hoch setzen, allerdings muss hier zwischen dem Interesse des Spielers mit dem technischen Problem und dem der Mitspieler, die in dieser Zeit auf die Sanduhr und den Text „Warte auf Karte von…“ starren, abgewogen werden. 90 Sekunden schien uns dafür als angemessen.

In einer späteren Skat-Online-Version (ich glaube, es war V5) haben wir die Zeit für Turniere auf 10 Minuten hochgesetzt. Hier gelten andere Bedingungen und es ist den Mitspielern durchaus zuzumuten, etwas länger auf einen Mitspieler zu warten. Aber wir haben nach den 90 Sekunden die beiden verbleibenden Mitspieler wieder anden Tisch zurück geführt, damit die Spieler sich die Wartezeit wenigstens mit Chatten verkürzen können.

Aber auch die längste Wartezeit kann nicht verhindern, dass der Fall eintritt, dass ein Spieler gar nicht mehr zurückkommt. Und spätestens dann muss das unterbrochene Spiel abgerechnet werden.

Ist das Spiel bereits am Laufen (also nach der Spielansage), dann ist das noch relativ einfach. Wir gehen einfach davon aus, dass der Spieler, der sich unsanft verabschiedet hat, das Spiel aufgegeben hat. Die Spielaufgabe ist in der Internationalen Skatordnung geregelt. Der entsprechende neu eingeführte Punkt (4.3.6) in der Skat-Online Skatordnung lautet daher:

Verlässt ein Spieler das laufende Spiel, so wird dies als Spielaufgabe gemäß 4.3.1 bis 4.3.3 gewertet

Das Spiel kann aber auch an folgenden Stellen unterbrochen werden:

  • Bevor ein Alleinspieler ermittelt wurde (vor oder während des Reizens)
  • Nachdem der Alleinspieler ermittelt wurde, aber vor der Spielansage

Für den letzten Fall muss zudem unterschieden werden, ob der Spieler, der das Spiel verlassen hat, der Alleinspieler oder einer der Gegenspieler ist.

Auch wenn es im offiziellen Regelwerk keine Entsprechung für diese Fälle gibt, so darf eine selbst erstellte Regel nicht im Widerspruch zur Internationalen Skatordnung entwickelt werden. Folgende Regel ist hier besonders zu beachten:

ISkO 3.2.16: Nach ordnungsgemäßem Geben muss ein gültiges Spiel zustande kommen. Auch ein eingepasstes Spiel ist ein gültiges Spiel (siehe 3.3.7).

Wir können das Spiel nicht einfach verwerfen, also gar nicht werten. Nun könnten wir das Spiel einfach einpassen. Aber das würde mit Sicherheit dazu führen, dass einige Spieler bei einem schlechten Blatt den Spielabbruch provozieren. Ich habe mich nach Skataufnahme überreizt? Schnell das WLAN abschalten und schon komme ich mit einem blauen Auge davon.

Nun könnte man dem Spieler einfach ein paar Strafpunkte verpassen. 100 Miese auf das Punktekonto und weiter zum nächsten Spiel. Eine solche Möglichkeit sieht die Internationalen Skatordnung aber nicht vor. Es gibt keine einzige Regel, die eine Spielabrechnung außerhalb der im 5. Kapitel definierten Grundwerte und Gewinnstufen vorsieht.

Also haben wir uns dazu entschieden, ein „echtes“ Spiel als Grundlage für die Abrechnung zu nehmen. Die Wahl fiel hierbei auf den größt möglichen Grundwert, den Grand. Damit wollten wir sicher stellen, dass es keine Situation gibt, die einen absichtlichen Spielabbruch attraktiver macht als eine reguläre Durchführung des Spiels.

Nachdem diese Entscheidung getroffen war, war der Rest ziemlich einfach. Der Grundwert von 24 war gesetzt. Da die Karten bereits verteilt wurden, können wir auch die Spitzen ermitteln. Und sofern gereizt wurde, können wir auch sicherstellen, dass der Spielwert wenigstens dem Reizwert entspricht (es ist also auch möglich, dass man sich bei vor der Spielansage abgebrochenen Spielen überreizt).

Wurde noch kein Alleinspieler ermittelt oder ist der Spieler, der das Spiel abgebrochen hat, der Alleinspieler, dann schreiben wir ihm den Grand als verlorenes Spiel ab. Wir gehen dabei zu Gunsten des Spielers davon aus, dass der Spieler nicht Hand spielt. Auch auf die Stufen „Schneider“ und „Schwarz“ verzichten wir (in Analogie zur ISkO 4.1.4: Hat jemand vor der Spielentscheidung unberechtigt ausgespielt oder einen anderen Regelverstoß begangen, ist das Spiel für die schuldige Partei in der Stufe einfach (nicht Schneider oder Schwarz) verloren.).

Punkt 3.3.9 der Skat-Online Skatordnung:

Verlässt ein Spieler vor der Beendigung des Reizvorgangs das Spiel, so wird ihm das laufende Spiel als einfacher verlorener Grand (nicht Schneider oder Schwarz) bewertet.

Und der zweite Teil des Punkts 3.4.6 der Skat-Online Skatordnung:

[…] Verlässt der Alleinspieler das Spiel vor der Spielansage, so wird ihm ein einfacher Grand (nicht Schneider oder Schwarz) als verloren angerechnet.

Wurde bereits ein Alleinspieler ermittelt und einer der Gegenspieler bricht vor der Spielansage das Spiel ab, dann gehen wir zu Gunsten des Alleinspielers – der an dem Spielabbruch ja keine Schuld trägt – davon aus, dass dieser einen Grand ansagt und wegen eines Regelverstoßes der Gegenpartei kampflos gewinnt.

Der erste Teil von Punkt 3.4.6 der Skat-Online Skatordnung regelt das:

Verlässt einer der Gegenspieler das Spiel vor der Spielansage, so wird dem Alleinspieler ein einfacher Grand (nicht Schneider oder Schwarz) als gewonnen angerechnet. […]

Auch diese Regel ist eine Regel der „ersten Stunde“, ist also fast unverändert von Anfang an in Skat-Online enthalten. Das bedeutet aber nicht, dass die Regel die ultimative und optimale Lösung darstellt. Wenn ich einen Grand Hand auf der Hand habe und ein anderer Spieler verabschiedet sich, dann ist es nur ein schwacher Trost, dass ich 40 Punkte für sein verlorenes Spiel kassiere.

Aber wie sähe eine bessere, fairere Regel aus? Es gab einige Ansätze von Spielern, die Regeln zu modifizieren, aber entweder standen diese im direkten Widerspruch zur ISkO oder die Modifikation löste nur bestimmte Spezialfälle, verschlechterte die Regeln aber in anderen Belangen.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn ich ein gutes Spiel nicht spielen kann, aber ich vergleiche das dann gerne mit dem Fall, dass ich ein Bombenblatt bekomme und dann festgestellt wird, dass der Kartengeber sich vergeben hat. Und immerhin gibt es diesen Fall beim Online-Skat nicht.

Fazit

Die Internationale Skatordnung wurde für den „echten“ Skat entwickelt. Viele Regeln lassen sich nicht oder nicht sinnvoll auf den Online-Skat übertragen. Zudem ergeben sich online einige Situationen, die durch zusätzliche Regeln abgedeckt werden müssen.

Dennoch ist es möglich, den Geist der Internationalen Skatordnung auch auf den Online-Skat übertragen.

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