Gut geschnitten ist halb gewonnen

Wenn wir schon beim Schnippeln sind.

In der Regel schneidet man ja auf die 10 des Gegners. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Angenommen, ich bin in Hinterhand und habe in einer Fehlfarbe diese Karten:

Herz 10Herz DameHerz 8

Der Alleinspieler in Vorhand spielt nun aus:

Herz 7Herz 9

Jetzt bin ich dran. Natürlich ist es erstmal naheliegend, die Herz 10 zu spielen. Und es gibt eine ganze Menge Spiele, in denen diese Karte genau die richtige wäre. Wenn der Alleinspieler aber neben der 7 auch noch das Ass und den König in Herz hat, dann kann ich versuchen, auf seinen König zu schnippeln. Ich nehme dann den Stich nur mit der Dame mit.

Wenn mein Plan aufgeht und der Alleinspieler muss irgendwann den Herz König ausspielen, dann kann mein Partner auch noch auf den Stich schmieren. Das wären bis zu 18 Augen mehr, als wenn ich gleich die Herz 10 spiele. Das kann schonmal spielentscheidend sein.

Bevor ich mich dazu entscheide, die Herz Dame statt der Herz 10 zu nehmen, sollte ich aber eine Abwägung vornehmen. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass die Karten ganz anders sitzen:

Vielleicht hat mein Partner das Herz Ass und er vermutet die Herz 10 beim Alleinspieler. Dann hätten wir beide geschnippelt, ich auf den König und mein Partner auf die 10. Und der Alleinspieler wäre eine blanke Lusche sehr, sehr billig losgeworden.

Selbst wenn der Alleinspieler den König und das Ass hat, kann er den König immernoch gedrückt haben. Und selbst wenn er den König noch auf der Hand hat, kann er ihn vielleicht bei nächster Gelegenheit irgendwo abwerfen.

Am Besten funktioniert das Schnippeln auf den König dann, wenn die Gegenspieler zu dem Zeitpunkt mindestens 28 Augen und maximal 49 Augen haben. Mit der Herz Dame sind die Gegenspieler sicher aus dem Schneider und sie können durch die 10 nicht gewinnen. Das Risiko ist also minimal. Zudem hilft es, wenn ich die Karten des Alleinspielers genau kenne. Wenn ich die Trümpfe und anderen Fehlfarben genau beobachtet habe, kann ich besser abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass der Alleinspieler neben der ausgespielten Karte auch noch Ass und König auf der Hand hat.

Außerdem ist es hilfreich, wenn ich sicherstellen kann, dass der Alleinspieler den König in der Farbe nicht oder nicht billig abwerfen kann. Wenn ich z.B. einen kleinen Trumpf habe, über den ich den Alleinspieler wieder an den Stich bringen kann. Oder ich kann ihm ein Volles anbiete. Bevor ich die Dame lege sollte ich also gut überlegen, wie mein nächstes Ausspiel aussieht.

Wenn ich als Alleinspieler in der Situation bin, dass ein Gegenspieler auf meinen König geschnitten hat, dann muss ich darauf reagieren. Eine Möglichkeit habe ich bereits geschildert: ich kann versuchen, den König billig abzuwerfen.

Ich sollte auf jeden Fall versuchen herauszufinden, welcher der Gegenspieler die 10 in der Farbe hat. Vielleicht gelingt es mir im Endspiel, diesen Spieler an den Stich zu bekommen, so dass er gezwungen ist, diese Farbe auszuspielen. Dann dreht sich das Blatt. Anstatt dass er mir meinen König herausschnippelt, schneide ich ihm seine 10 heraus.

Ohne das mit Zahlen belegen zu können, habe ich das Gefühl, dass das Herausschneiden des Königs deutlich öfter mislingt als gelingt. Aber in den Spielen, bei denen es gelungen ist, war das oftmals der einzige Weg, das Spiel des Alleinspielers zu Fall zu bringen.

 

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *


*